Eisai
Myōan Eisai, Gründer der Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus, 12. Jahrhundert
Myōan Eisai, Gründer der Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus, 12. Jahrhundert

Myōan Eisai (jap. 明菴栄西; wahrscheinlich damals Yōsai ausgesprochen) (* 20. April 1141 in der Provinz Bitchū; † 5. Juli 1215) war ein japanischer buddhistischer Priester, der die Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus und angeblich den grünen Tee von China nach Japan gebracht hat. Er wird oft einfach als Eisai Zenji (栄西禅師) bezeichnet, was übersetzt "Zen-Meister Eisai" heißt.

Eisa wurde in der Provinz Bitchū (heute Okayama) geboren und begann sein Studium des Buddhismus im Tendai-Tempel Enryaku-ji nahe Kyōto. Mit dem zu dieser Zeit existierenden Buddhismus unzufrieden begab er sich 1168 auf seine erste Reise zum Tiantai-Gebirge, der Heimat der Sekte, bei der er erste Berührungen mit dem Chan machte, welches später in Japan als Zen bekannt wurde. Er verbrachte bei diesem Besuch nur ein halbes Jahr in China, kehrte aber 1187 dorthin zurück, um Schüler von Xuan Huaichang zu werden.

Nach seiner Ernennung zum Zen-Lehrer (chin. chanshi) und damit der Erlangung der Nachfolge der Dharma-Traditionslinie des Linji, kehrte Eisai 1191 mit Zen-Schriften und angeblich auch mit den ersten Tee-Samen nach Japan zurück. Er gründete anschließend mehrere Tempel, u.a. den Hoonji-Tempel – angeblich Japans erster Zen-Tempel – im abgelegenen Kyūshū.

Eisai begann langsam, den neuen Glauben zu verbreiten. Er verstand sich aber wahrscheinlich Zeit seines Lebens als Tendai-Mönch und versuchte nicht, Rinzai als eigene Schule/Sekte (jap. 宗, shū) zu begründen, was auch schnell Sanktionen der mächtigen Tendai- und Shingon-Organisationen nach sich gezogen hätte. Er wollte den Tendai reformieren, indem er besonders die Mönchsregeln aus den damaligen chinesischen Chan-Kreisen betonte. Im Kennin-ji führte er neben den Praktiken des Chan (wie zazen) auch kontemplative Praktiken des Tendai durch, sowie andere esoterische Rituale des mikkyō.

1199 verließ Eisai Kyōto, um in das nordöstliche Kamakura zu ziehen, wo der Shōgun und dessen bushi die damalige Hauptstadt errichtet hatten. Hōjō Masako, die Witwe von Minamoto no Yoritomo, erlaubte ihm die Gründung des Jufuku-ji, Kamakuras erstem Zen-Zentrum. Die Rinzai-Schule erlebte bald eine enge Bindung an die Shōgunats-Regierung und den Kriegeradel. Gründe dafür waren jedoch nicht, dass Eisais Lehren Kampfkunst-orientiert gewesen wären, sondern seine Strenge. Andere wichtige Punkte waren die Verbindungen über Rinzai ins Reich der Mitte, China, woher die Rinzai-Mönche die damals neueste Kultur mitbrachten. Daraus entwickelte sich später der Mythos der Künste und Wege des Zen. Ein weiterer Grund mag auch das Prestige und die Legitimierung ihrer Regierung gewesen sein, denn die beiden einzigen wirklich etablierten Schulen zu jener Zeit, Tendai und Shingon, waren selber zu gefährlichen und mächtigen Mitspielern in der Politik geworden, die erst im 16. Jahrhundert militärisch besiegt werden konnten.

Eisai starb 1215 im Alter von 75 Jahren. Sein Schüler Myōzen war ein Lehrer von Dōgen. Die beiden reisten zusammen nach China, wo Myōzen starb. Dōgen gilt als erster Patriarch der Sōtō-Schule des Zen-Buddhismus in Japan.


Dōgen
Dōgen beim Betrachten des Mondes
Dōgen beim Betrachten des Mondes

Eihei Dōgen Kigen Zenji (jap. 道元禅師 Dōgen Zenji - Meister Dōgen; * 19. Januar 1200 in Kyōto; † 22. September 1253 in Kyōto) übertrug die Chan-Schule Caodong-zong als Sōtō-shū mit der Hauptübungspraxis (Shikantaza: Nur-Sitzen) aus China in den japanischen Zen-Buddhismus. Er gilt postum als der erste japanische Patriarch des Sōtō. Als zweiter Patriarch neben ihm gilt (seit der Beilegung der Streitigkeiten zwischen den beiden Haupttempeln) auch Keizan Jōkin, zwei Generationen nach Dōgen.

Er war der Sohn eines hohen Hof-Adeligen. Sein Vater starb jedoch, als er zwei Jahre alt war. Mit sieben Jahren wurde er, nach dem Tod seiner Mutter, zum Vollwaisen.

Im Alter von zwölf Jahren trat er als Mönch in das Kloster Enryaku-ji ein. In diesem berühmten Tempelzentrum der Tendai-Richtung auf dem Berg Hiei nahe der Stadt Kyōto studierte er die buddhistischen Schriften und die religiösen Grundfragen des Buddhismus. Jedoch konnte dies seinen spirituellen Hunger nicht stillen. Besonders für die Frage von ursprünglicher Buddhanatur und Streben nach Erleuchtung schien ihm das traditionelle Training am Hiezan keine Hilfe zu sein. (siehe auch andere Mönche des Hiezan: Hōnen, Shinran, Nichiren)

Im Jahre 1217 wechselte er in das Kloster Kennin-ji in Kyōto, das zu dieser Zeit von dem Zen-Meister Myōzen (1184–1225) geleitet wurde. Myōzen war der Dharma-Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen Abtes Eisai (1141–1215). Eisai hatte als einer der ersten das Zen (chin.: Chan) vom Kaiserreich China nach Japan gebracht und gilt postum als Patriarch der Rinzai-shū des Zen in Japan.

Als Schüler von Myōzen reiste er mit diesem zusammen 1223 für vier Jahre nach China, dem Ursprungsland des Chan/Zen, um dort zu studieren. Myōzen starb dort 1225.

Dōgen erfuhr Satori (Erleuchtung) unter Tendō Nyojō (chin. Tiandong Rujing 天童如浄 1163–1228) einem Meister der Caodong-Linie des Chan und wurde dessen Dharma-Nachfolger. Nachdem er 1227 mit der Urne des Myōzen (aber ansonsten „mit leeren Händen“) nach Japan in das Kloster Kennin-ji zurückgekehrt war, wo er angeblich mit einer Schrift „Anleitung zum Zazen“ (Fukan zazengi) begann, die jedoch nicht überliefert ist. Tatsächlich ist aus dieser Zeit selbst nur sehr wenig über Dōgens Schaffen überliefert. 1233 verließ er jedoch Kyōto und gründete abseits der alten Kaiserstadt das Kloster Kōshō-(Hōrin)-ji, mit dem ersten Zendō (Zen-Halle) nach Song-zeitlichem Vorbild in Japan. Er lehrte die Praxis des Zazen (Sitzen im Zen) und betonte besonders die Identität von Übung und Erleuchtung, bzw. von zazen und Buddhaschaft. Hier begann er auch mit der Arbeit an seinem 95 Kapitel umfassenden literarischen Hauptwerk, dem Shōbōgenzō (Die Schatzkammer der Erkenntnis des wahren Dharma), die er bis zu seinem Tod über einen Zeitraum von zwanzig Jahren fortführte.

1243 verließ er aus unbekannten Gründen das Kōshō-ji und übernahm auf Einladung einer lokalen Kriegeradelsfamilie einen anderen Tempel noch tiefer in der Provinz, das Eihei-ji (vorher: Daibutsu-ji) in Echizen, vielleicht um den Intrigen der Hauptstadt und den Verfolgungen durch die Tendai-shu und anderen mächtigen buddhistische Institutionen zu entgehen. Dass die Gründung neuer buddhistischer Schulen und Gruppen schnell von etablierten Kreisen aus als Häretik betrachtet werden konnte, zeigt das Schicksal der Daruma-shū, die Nōnin (nicht datiert) begründete. Ihr Kloster wurde von sōhei (Mönchskriegern) vernichtet. Einige der versprengten Daruma-Mönche schlossen sich später Dōgen an und standen so in zwei Dharma-Traditionslinien.

Das Eihei-ji wurde noch während seinen Lebzeiten mit Unterstützung auch seiner Laienanhänger weiter ausgebaut. Außer der Zen-Halle übernahm Dōgen auch andere Bestandteile des Klosteraufbaus und der Mönchsorganisation aus Song-China. Er ordnete z.B. nach chinesischem Vorbild Riten für übernatürliche Wesenheiten des Klosters an.

Der Eihei-ji stellt heute zusammen mit dem Soji-ji einen der beiden heutigen Kopftempel der Sōtō-Schule in Japan dar, die Linie des Eihei-ji ist jedoch immer beträchtlich kleiner gewesen als die des Soji-ji.


Hōnen

Hōnen Shōnin (jap. 法然 Hōnen; * 1133; † 1212) (auch Genku genannt) war Gründer der dem Amidismus zugehörigen Schule der Jōdo-shū des japanischen Buddhismus.

Er kam aus der Tendai-shū, ehe er um 1175 seine eigene, auf dem Sukhāvatīvyūha (jap. 阿弥陀経 Amida-kyō), dem Sūtra des Landes der Glückseligkeit sich berufende eigene Schule begründete.

Zu seinen wichtigsten Schülern zählen:

  • Shinran (1173–1263), Gründer der Jōdo-Shinshū
  • Shōkōbo Benchō (1162–1238; 聖光房弁長), Gründer der Chinzei-ha
  • Zennebō Shōkū (1177–1247; 証空善慧房), Gründer der Seizan-ha
  • Ryūkan (1148–1227; 隆寛), Gründer der Chōrakuji-ryū
  • Kakumyōbō Chōsai (1184–1266; 覚明房長西), Gründer der Kuhonji-ryū
  • Jōkakubō Kōsai (1163–1247; 成覚房幸西), Gründer der Ichinengi
  • Tankū (1176–1253; 湛空)
  • Hōrembō Shinkū (1145–1228; 法蓮房信空)
  • Seikambō Genchi (1182–1238; 勢観房源智)


  • Nichiren

    Nichiren, im Regen betend; Darstellung von Kuniyoshi (1798-1861)
    Nichiren, im Regen betend; Darstellung von Kuniyoshi (1798-1861)
    Nichiren (1885); Holzschnitt von Yoshitoshi (1839-1892)
    Nichiren (1885); Holzschnitt von Yoshitoshi (1839-1892)

    Nichiren (jap. 日蓮 dt. Sonnenlotus; * 16. Februar 1222; † 13. Oktober 1282) war ein japanischer buddhistischer Reformer.

     

    Leben

    Nichiren wurde als Sohn einer Fischerfamilie im Fischerdorf Kominato in der Provinz Awa, der heutigen Präfektur Chiba, geboren. Als Kind hieß er Zennichimaro. Im Alter von zwölf Jahren verließ er sein Elternhaus, um im nahegelegenen Seicho-Tempel, eine buddhistische Ausbildung zu erhalten. Der Seicho-Tempel gehörte zur Tendai-Schule.

    In seiner ganzen Jugend bedrängte ihn die Frage nach dem Sinn des Lebens, wie er später schrieb: „Seit meiner Kindheit habe ich Buddhismus mit einem einzigen Gedanken im Sinn studiert. Ein Mensch stößt seinen letzten Atem aus ohne die Hoffnung, einen weiteren Atemzug zu tun. Nicht einmal der Tau, getragen vom Wind, reicht aus, diese Vergänglichkeit zu beschreiben. Niemand, weise oder närrisch, jung oder alt, kann dem Tod entrinnen. Daher war es mein einziger Wunsch, dieses ewige Geheimnis zu lüften. Alles andere war zweitrangig.“ Während seines Studiums tauchten in ihm viele Fragen auf, vor allem angesichts der verwirrenden Vielfalt buddhistischer Schulen und der Widersprüche im buddhistischen Kanon. So betete er mit zwölf Jahren vor Bodhisattwa Kokuso, der „weiseste Mann Japans“ zu werden. Er fügte hinzu, Bodhisattwa Kokuso habe ihm ein Juwel der Weisheit geschenkt, mittels dessen er alles klar zu sehen anfing.

    Als er sechzehn Jahre alt wurde entschlos er sich zur Priesterweihe und nahm den religiösen Namen „Seshobo Rencho“ an. Kurz darauf begab er sich auf eine Studienreise nach Kamakura, dem damaligen Regierungssitz, und dann weiter nach Kyoto und anderen Städten, um sich mit allen wichtigen Lehren auseinanderzusetzen. In diesem zehnjährigen Studium gelangte er zu der Überzeugung, dass die wesentliche Aussage des Buddhismus sich im Lotos-Sutra findet.

    Zu Beginn des Jahres 1253 kehrte er zum Seicho-Tempel zurück und bereitete die Verkündung seiner Lehre vor. Am 28. April 1253 verkündete er seine Lehre im Hof des Tempels und nannte sich fortan Nichiren (übersetzt: Sonnenlotus), wozu seine Jünger später noch den Ehrentitel Daishonin zufügten.

    Nichiren erläuterte, dass die Essenz und die ursprüngliche Absicht der Lehre Shakyamunis im Lotos-Sutra zu finden sei, und dass ihr Kern die Rezitation des Titels, d. h. das Chanten von Nam(u) Myōhō Renge Kyō sei (die genaue Aussprache variiert zwischen den verschiedenen Nichiren-Schulen). Er erklärte, dass die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren in der heutigen Zeit die Menschen nicht mehr zur Erleuchtung führen könnten. Er wandte sich entschieden gegen die anderen buddhistischen Schulen, die sich seiner Ansicht nach zum damaligen Zeitpunkt bereits weit von dem ursprünglichen Gedanken und der Absicht des Buddhismus entfernt hatten. Sie seien statt dessen oft nur noch Marionetten im Dienst der jeweiligen politischen Machthaber, die von Korruption und Weltlichkeit geprägt waren. Nichiren wußte, dass er sich durch diese kritischen Thesen der im Volk vorherrschenden Meinung und der Regierung entgegenstellen würde. Aber sein Mitgefühl mit den Leiden der Menschen und seine große Entschlossenheit, ihnen einen Weg zu zeigen, der sie seiner Ansicht nach von diesen Leiden befreien würde, ließen ihn unbeirrbar weitermachen. Darauf wurde er vom Lehnsherrn der Gegend, der Anhänger der Jōdo-Schule war, verfolgt. Nichiren verließ die Gegend und ging nach Kamakura.

    Am 16. Juli 1260 legte Nichiren dem damals mächtigsten Mann des Landes, Hojo Tokiyori (einem ehemaligen Regenten des Kamakura-Shogunats), eine Mahnschrift mit dem Titel „Rissho Ankoku Ron“ (Über die Sicherung des Friedens im Lande durch die Verbreitung des Wahren Gesetzes) vor. Er erläuterte, dass die Mißachtung des Wahren Gesetzes die eigentliche Ursache für die Naturkatastrophen sei und prophezeite gleichzeitig, dass sich weitere Katastrophen wie Invasion und Bürgerkrieg ereignen würden, wenn die Regierung weiterhin keine Gegenmaßnahme gegen die Verleumdung des Wahren Gesetzes träfe (Invasionsgefahr bestand tatsächlich, da die Mongolen nach China auch Japan erobern wollten). Der Buddhismus lehrt, dass schlechtes Karma am schnellsten dadurch entsteht, indem man das Wahre Gesetz verleumdet. Diese Aussage taucht in vielen Sutras auf und kann als eine Grundaussage der buddhistischen Philosophie bezeichnet werden. Jedoch verdeutlicht nach der Lehre Nichirens nur das Lotus-Sutra, was mit der „Verleumdung des Wahren Gesetzes“ gemeint sei: die Verleugnung der Tatsache, dass das Lotus-Sutra Shakyamunis höchste Lehre sei und als einziges Sutra darlege, wie alle Menschen zur Erleuchtung gelangen könnten. Statt dessen befolge man Shakyamunis frühere, vorbereitende und daher unvollständige Lehren, von denen er selbst gesagt habe, sie sollten außer acht gelassen werden. Im Hoben-Kapitel (zweites Kapitel) des Lotus-Sutras wird dazu ermahnt, die „vorläufigen Lehren aufrichtig abzulegen“. Aus diesem Grund nahm Nichiren so eine kritische Haltung gegenüber den Schulen seiner Zeit ein. Insbesondere die Nembutsu-Schule wird in der Rissho Ankoku Ron hart kritisiert, weil sie die Weltflucht der Menschen fördere und ihre Apathie unterstütze – zu einer Zeit, in der der Buddhismus nach Ansicht Nichirens den Willen und die Fähigkeit der Menschen hätte stärken müssen , um durch die Veränderung ihres eigenen Lebens ihr Leiden anzugehen und zu überwinden.

    Die Regierung antwortete schließlich auf die Rissho Ankoku Ron – unterstützt von den Anführern der staatlich geförderten buddhistischen Schulen – mit Übergriffen und Verfolgungen. Nichiren wurde im Mai 1261 an die karge Küste der Halbinsel Izu verbannt. Im Februar 1263 wurde er begnadigt und konnte wieder nach Kamakura zurückkehren. Nichiren sandte aus Sorge um die Erfüllung seiner Prophezeiung weitere elf Mahnschriften ähnlichen Inhalts wie die Rissho Ankoku Ron an hochgestellte Beamte und einflussreiche Priester anderer Schulen - doch vergeblich. Auch bei anderen Gelegenheiten verlangte er eine öffentliche Debatte mit den Priestern. Sein Angebot wurde im September 1271 mit seiner neuerlichen Verhaftung und Verbannung auf die entlegene Insel Sado beantwortet. Obwohl die Verurteilung nur auf Verbannung gelautet hatte, sollte Nichiren der Überlieferung nach auf dem Weg nach Sado an der Hinrichtungsstätte Tatsunokuchi enthauptet werden. Im letzten Augenblick soll das plötzliche Auftauchen eines leuchtenden Kometen am Himmel die Soldaten aber so in Angst und Schrecken versetzt haben, dass sie nicht mehr den Mut aufbrachten, Nichiren hinzurichten.

    Im Jahre 1272 brachen Kämpfe innerhalb der Familie Hojo aus, wodurch sich die letzte Prophezeiung Nichirens erfüllte. Zu Beginn des Jahres 1274 wurde das Verbannungsurteil aufgehoben und er kehrte nach Kamakura zurück. Vor einem einberufenen Militärgericht warnte er zum dritten Mal, dass die grundlegende Ursache aller Katastrophen darin liege, dass das ganze Volk dem Buddhismus zuwiderhandele. Nachdem sich die Ermahnung als vergeblich erwies, verließ er Kamakura im Mai 1274 und ließ sich auf dem Berg Minobu westlich des Berges Fuji nieder, um sich der Ausbildung seiner Schüler zu widmen.

    Am 12. Oktober 1279 schrieb Nichiren den Gohonzon. Dies bezeichnete Nichiren selbst als die eigentliche Aufgabe seines Lebens. Durch den Gohonzon verwirklichte Nichiren seiner Überzeugung nach den Wunsch aller Buddhas, jedem Menschen - unabhängig von Zeit und Ort und unabhängig von seinen Fähigkeiten - die Erlangung der Buddhaschaft zu ermöglichen. Die Lehre, dieser Gohonzon sei der einzige echte gewesen, wird allerdings nicht von allen Nichiren-Schulen geteilt. Manche Schulen lehren, Nichiren habe eine ganze Reihe dieser Mandalas angefertigt.

    1282, in seinem 61.Lebensjahr, wurde der Gesundheitszustand Nichirens zunehmend schlechter. Er fühlte die Nähe seines Todes und bestimmte Nikko Shonin zu seinem Nachfolger (dies wird von einigen Schulen bestritten). Im September 1282 verließ er Minobu für eine Kur in der heißen Quelle in Hitachi. Auf dem Weg dorthin verschlechterte sich sein Zustand so sehr, dass er in der Residenz der Brüder Ikegami im Gebiet des heutigen Tokyo anhalten musste, wo er am frühen Morgen des 13. Oktober 1282 im Kreise seiner Anhänger verschied.

     

    Werk

    Im Zentrum von Nichirens Lehre steht die Verehrung des Lotus-Sutra (Sanskrit: Saddharmapundarîkasutra, Japanisch: Renge-kyō), weshalb schon die Rezitation des Titels dieses Buches die Erlösung bewirke. Die entsprechende Formel lautet: Nam(u) Myōhō Renge-kyō (sehr freie Übersetzung: »Ich widme mich dem mystischen, ewigen Gesetz des Lebens, welches durch die Lotusblume symbolisiert wird«).

    Aus der Nichiren-shū (Nichiren-Schule) und der schon kurz nach Nichirens Tod abgespaltenen Nichiren-shōshū (Wahre Nichiren-Schule) gingen im 20. Jahrhundert zahlreiche neureligiöse Gründungen hervor. Die bekanntesten noch bestehenden Nichiren-Schulen sind: die Nipponzan-Myohoji, die Reiyukai, die Rissho Koseikai, die Nichiren-Shū, die Nichiren-Shōshū und die Soka Gakkai. Von diesen ist die Sōka Gakkai heute die größte, sie vereinigt etwa 20 Millionen Anhänger auf sich.

     

    Shinran
    Statue von Shinran
    Statue von Shinran

    Shinran (jap. 親鸞 Shinran; * 1173; † 1263), Gründer der dem Amidismus zugehörigen Schule der Jōdo-Shinshū des japanischen Buddhismus. Shinran gehörte erst der Tendai und der Jōdo-shū an, auf welch Letzterer er sein System begründete und von der er sich durch die Verwerfung des Mönchtums abgrenzte.

    Shinran zählt zu den großen Erneuerern des Buddhismus und gilt als Vater der buddhistischen Laienbewegung. Seine Schule, die Jodo Shinshû ("Wahre Schule des Reinen Landes"), ist die nach der Nichiren-shū größte Denomination des japanischen Buddhismus und tief im Volksglauben des Landes der Aufgehenden Sonne verankert. Im deutschen Sprachraum hat sich insbesondere der Religionsphilosoph Volker Zotz in verschiedenen Werken mit Shinran und seinen Lehren auseinandergesetzt. Als religiöse Lehre wurde Shinrans Lehre in Europa in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Harry Pieper eingeführt, der seine Interpretation auf den japanischen Text "Tannisho" stütze, der gesammelte Aussprüche Shinrans enthält.

     

    Literatur
  • Takamaro Shigaraki: Sogar der Gute wird erlöst, um wie viel mehr der Böse. Der Weg des buddhistischen Meisters Shinran. Übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Volker Zotz. Kairos Edition, Luxembourg 2004, ISBN 2-9599829-2-4
  • Volker Zotz: Der Buddha im Reinen Land. Shin-Buddhismus in Japan. München 1991, ISBN 3-424-01120-7
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