Japan

Die Geschichte Japans ist geprägt durch ein Wechselspiel von Isolation und äußeren Einflüssen. Einerseits führten sowohl die geographische Isolation als auch eine gewollte Abschließung gegen die Außenwelt zu einer räumlich begrenzten, in sich geschlossenen Entwicklung auf den japanischen Inseln. So ist die Geschichte Japans nach Auffassung vieler Historiker (z. B. der John W. Halls) beinahe ein Modell für die Entwicklung von der Stammes- über die Adels- und Feudalgesellschaft hin zur Moderne. Dieser Isolation gegenüber steht der Einfluss Chinas. Der große Nachbar beeinflusste Japans Schrift und Sprache; der Konfuzianismus und die chinesischen Staatstheorien prägten seine politische Kultur entscheidend mit. Aber auch der Westen nahm Einfluss auf Japans Geschichte: Gewaltsam erzwang er die Öffnung und Modernisierung des Landes. Japan wurde nicht nur modern, sondern strebte alsbald eine Ausdehnung seiner Einflusssphäre an. Die Expansion endete mit der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und mit der Besetzung durch die Vereinigten Staaten. Heute ist Japan ein moderner Industriestaat, aber die traditionsreiche, vielfältige Geschichte des Inselreichs ist in vielerlei Hinsicht noch immer lebendig.

 

Die Jōmon-Zeit

Die Jōmon-Zeit (jap. 縄文時代 jōmon jidai) oder Jōmon-Kultur (jap. 縄文文化 jōmon bunka) bezeichnet eine von 10.000 bis 300 v. Chr. andauernde Phase in der japanischen Geschichte.

Grund für diese Einteilung waren Fundstücke aus Keramik, die der Epoche ihren Namen gaben. Jōmon (jap. 縄文, – Schnur, mon – Muster) bedeutet im Japanischen Schnurmuster. Die Besonderheit dieser Keramik besteht in ihrer ausgesprochen kreativen Gestaltung. Mit unterschiedlich dicken Schnüren wurden Rillen in den roten Ton gepresst, so dass bestimmte Muster entstanden. Typisch hierfür waren flammenartige Spiralmuster. Die Keramik wurde im Vergleich zur Yayoi-Zeit mit relativ niedrigen Temperaturen gebrannt.

In diesem Zeitraum ernährten sich die Menschen durch Jagen und Sammeln. Das Klima war mild und warm, und es herrschte eine üppige Vegetation auf den japanischen Inseln. Die Nahrung bestand hauptsächlich aus Fisch und Schalentieren, Hirsche und Wildschweine wurden in Gruppen gejagt. Dazu wurden von den Frauen Pflanzen und Früchte gesammelt. Die Keramiktöpfe dienten vermutlich der Lagerung von Früchten und dem Transport von Wasser.

Ab ca. 5000 v. Chr. bildeten sich immer größere Dörfer mit bis zu 30 Bewohnern. Gruben mit Bambusdächern dienten hier als Unterkunft. In Sannai Maruyama wurde eine solche frühzeitliche Siedlung als Freilichtmuseum aufwendig rekonstruiert.

Durch eine Klimaverschlechterung wurden viele Dorfverbände gezwungen, die hohen Berge zu verlassen und in die Nähe von Flüssen und ans Meer zu ziehen. Zu dieser Zeit entwickelte sich die erste Form von Landwirtschaft. Die aufkommende Sesshaftigkeit kann als Folge dieser Errungenschaft gesehen werden und zeugt zudem von einer geordneten Gesellschaftsstruktur, bei der es sich vermutlich um eine matriarchalische Gesellschaft gehandelt hat.


Religion

Über die Verehrung von Gottheiten während der Jōmon-Zeit ist wenig bekannt, da keine schriftlichen Überlieferungen vorliegen und es ebenfalls keine bildhaften Gottheiten gibt. Die Gottheiten waren natureller Gestalt wie Sonne, Feuer, Wasser, Erde etc. Ebenso wurden Berge und Bäume verehrt. Besondere Plätze wie Wasserfälle, Felsvorsprünge oder große Bäume dienten als rituelle Orte für die Ausübung der Gottesverehrungen. Neben diesen Göttern gab es noch Spirituelle, die in Kontakt mit den Ahnen standen. Durch sie wurde die Kommunikation mit Verstorbenen hergestellt und gepflegt.

In der Spätphase der Jōmon-Zeit entstanden eindrucksvolle Monumente, die auf erstaunliche mathematische und astronomische Kenntnisse hinweisen. Bei einem handelt es sich vermutlich um einen Kalender. Sie bauten einen Turm, der so ausgerichtet ist, dass die Säulen den Sonnenstand zur Sommersonnenwende markieren. Die Schatten der Pfosten laufen an diesem Tag genau diagonal zur Basis des Turms.

Aus der Jomon-Zeit sind auch Tonstatuen sog. "Dogu" erhalten, deren Zweck bis heute unbekannt ist.

Auf die Jōmon-Kultur folgte die Yayoi-Kultur, welche sich wiederum durch eine charakteristische, jedoch von der Jōmon-Kultur gänzlich verschiedene Töpfereikunst auszeichnet.

Name Zeitraum Merkmale
Anfängliche Jōmon-Zeit 13.000–8000 v. Chr. Erste Nutzung von Keramik auf den japanischen Inseln
Frühste Jōmon-Zeit 8000–5000 v. Chr. Erste Ton-Figuren. Jōmon-Kultur erreicht die Hauptinsel Honshū
Frühe Jōmon-Zeit 5000–2500 v. Chr. Die ersten größeren Siedlungen in der Jōmon-Kultur
Mittlere Jōmon-Zeit 2500–1500 v. Chr.
Späte Jōmon-Zeit 1500–1000 v. Chr.
Ausgehende Jōmon-Zeit 1000–300..250 v. Chr.

Yayoi-Zeit

Yayoi (jap. 弥生時代 yayoi jidai) bezeichnet eine japanische Kulturepoche, die ihren Ursprung ungefähr 300 v. Chr. hat und bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. hineinreicht. Ihren Namen verdankt sie der ersten Fundstelle einer neuen Keramikart, die in einem Vorort von Tokio gefunden wurde. Diese neue Keramik unterscheidet sich in Form und Gestaltung sehr von der der Jōmon-Zeit. Sie ist nun wesentlich schlichter und härter, da sie bei höheren Temperaturen gebrannt wird.

Offenbar gab es um 300 v. Chr. einen erneuten Einwanderungsstrom von Korea aus, der die Menschen der Jōmon-Kultur verdrängte. Zunächst breitete sich der Zustrom von Nord-Kyūshū und Nara gen Osten aus, während sich in den westlichen und nördlichen Teilen von Kantō, im Norden von Tōhoku und auf Hokkaidō weiterhin die Jōmon-Kultur behaupten konnte.

 

Landwirtschaft

Mit dem Eindringen kontinentaler Volksgruppen gelangten auch neue kulturelle Einflüsse auf die japanischen Inseln. Neben den Keramiken wurde nun erstmals Nassreis angebaut, und damit eine erweiterte Form der Landwirtschaft und des Ackerbaus betrieben. Der Anbau von Reis wurde schnell zu einer tragenden wirtschaftlichen Komponente, da er fortan als Grundnahrungsmittel diente. Zudem wurde ein ausgefeiltes Bewässerungssystem erschaffen. Auch die Pferde- und Rinderhaltung wurden zu dieser Zeit eingeführt und genutzt. Bedingt durch die gesicherte Nahrungsmittelproduktion und die gute Wasserversorgung stieg die Bevölkerungszahl rasch an und es kam zu einer Vergrößerung der einzelnen Siedlungen.

Die Holzhäuser waren durch einen Wassergraben geschützt und hatten eine zentrale Feuerstelle, an der für das gesamte Dorf gekocht wurde. Hierbei wurden spezielle Keramiken als Töpfe benutzt, Krüge für Wasser verwendet und man aß aus Bambustellern.

Neben dem Reis war die Einführung von Metallwaren von entscheidender Bedeutung. Zwar wurden Bronze und Eisen noch teuer aus Korea importiert, für die Produktion von Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen war es jedoch unverzichtbar geworden.

Dies ist auch die Zeit, in der Japan erstmals von chinesischen Quellen erwähnt wird. In diesen werden die japanischen Inseln umfassend als das Land Wa (倭) bzw. Wo bezeichnet. Die Quellen berichten von den Sitten der dort lebenden Menschen, wie sie sich mit rosa und roten Farben schminken und ihre Toten betrauern und verehren. Vor schweren Aufgaben werden aufgekochte Knochen zur Weissagung herangezogen, und es werden lange Rituale zur Verehrung der Gottheiten durchgeführt. Jede Stadt hat einen eigenen Marktplatz, auf dem sich auch Weise aufhalten, die der chinesischen Schrift mächtig sind. Jede Provinz hat Beamte, die für die Ordnung an Märkten und Getreidespeichern sorgen.

 

Gesellschaft

Auch in der Gesellschaft vollzog sich ein Wandel. Anhand der chinesischen Dokumente lässt sich eine hierarchische Gesellschaftsstruktur nachweisen:

Uji (氏)
Am machtvollsten waren die Uji, was frei übersetzt Klan oder Sippe bedeutet. Sie bestanden aus großen Familienverbänden und bildeten die Oberschicht in einer Region. Der uji no kami war der Sippenälteste und wurde als Abkömmling der Uji-Gottheit (ujigami) verehrt. Somit besaß er eine patriarchale Stellung und war oberster Priester bei Zeremonien. Die Uji trugen zudem Familiennamen.
Be
Die Be bildeten die Arbeiterklasse, die sich auch in Gemeinschaften zusammenschlossen. Sie waren zwar prinzipiell frei, standen jedoch im Dienste der Uji.
Yatsuko
Die Yatsuko war die Sklavenklasse. Sie gehörten den Uji und machten ca. 5 % der damaligen Gesamtbevölkerung Japans aus.

Mit der Zeit verschmolzen immer mehr Familien zu großen Klans zusammen. Insbesondere die Yamato-Familie übte große Macht aus. Ausgehend von der Stadt Yamatai schuf sie eine politische Einheit und führte die ersten Kriege mit anderen Ländern. Oft wird von einer legendären Herrscherin namens Pimiko (auch Himiko oder Himeko gelesen) berichtet, die auch nach Korea übersetzte und dort große Gebiete erobertete.

In den japanischen Annalen (Kojiki, Nihonshoki) wird die Einheit Japans durch den ersten Kaiser Jimmu im Jahre 660 v. Chr. geschaffen, nachdem er das Land Yamato erobert haben soll. Dieses Datum wird jedoch angezweifelt und die tatsächliche Einigung eher auf die Wende zwischen der Yayoi-Zeit und der Kofun-Zeit verlegt.

Das Heiligtum im Ise-Schrein wird alle zwanzig Jahre identisch auf einem daneben liegenden zweiten Platz neu errichtet, das alte Gebäude wird angezündet. Archäologische Ausgrabungen von Yayoi-Dörfern haben bewiesen, dass der Baustil dieses Holzschreins tatsächlich dem der Yayoi-Zeit entspricht.

Kofun-Zeit Zeitliche Abgrenzung

Die zeitliche Abgrenzung von Epochen der frühen Geschichte ist meist mit einer gewissen Willkürlichkeit und Unschärfe behaftet. Da sich die Abgrenzung der Kofun-Zeit an den für sie charakteristischen Hügelgräbern ("Kofun") festmacht, liegt ihr Beginn irgendwo in der 2.Hälfte des 3. Jahrhunderts, aus der die ersten solchen Gräber bekannt wurden und endet 538, als die Kofun bei den Herrscherfamilien außer Gebrauch gerieten. Dennoch wurden auch in der gesamten folgenden Asuka-Zeit noch Kofun errichtet. Gelegentlich findet man deshalb das Ende der Kofun-Zeit (inkl. Asuka -Zeit) auch mit dem Jahr 710 angegeben.

 

Das in der Kofun-Periode geeinte Japan nahm seinen Anfang in der fruchtbaren Kinai-Ebene. Ihren Namen erhielt die Periode von den schlüssellochförmigen Grabbauten (古墳 kofun) der Herrscher. Sie ist geprägt vom zunehmenden Einfluss der chinesischen Kultur.

Um das Jahr 400 herum befand sich in der Provinz Yamato (heute Präfektur Nara) ein Machtzentrum, das seinen Einfluss allerdings noch nicht auf die Kantō-Ebene, die Region Tōhoku und Hokkaidō ausgedehnt hatte. Diese Zeit sah einen intensiven Austausch mit Korea (Kudara-Dynastie) und China. Sowohl die chinesische Schrift als auch religiöse Ideen (Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus) fanden im 4. und 5. Jahrhundert allmählich ihren Weg nach Japan. Unter einem teilweise nur repräsentativen Tennō (Kaiser) lag die politische Macht größtenteils in Händen der Familie Soga, die den Buddhismus förderte. Nicht nur der Buddhismus, auch die Zentralisierung des Staates nach chinesischem Muster wird von den Soga angestrebt. Es wird der chinesische Kalender eingeführt. Im 7. Jahrhundert wird die Soga-Herrschaft brutal von rivalisierenden Familien beendet.

Mit dem Koreanischen Teilstaat Gaya (auch als Mimana bezeichnet) bestehen enge politische und militärische Kontakte. Von einigen japanischen Historikern wird behauptet, dass Gaya eine japanische Kolonie war, von koreanischen Historikern wird diese Meinung nicht geteilt. Gaya wurde im 6. Jahrhundert durch das koreanische Königreich Silla erobert. Erst annektierte Silla 532 einen großen Teil Gayas und vollendete die Annexion 562.

 

Kofun-Grabhügel

Die Kofun genannten Grabhügel enthielten große steinerne Grabkammern. Einige der Hügel waren von Gräben umgeben. In der Spätzeit wurden die typischen Grabkammern, die ursprünglich nur für die herrschende Klasse gedacht waren, auch für Menschen aus dem gemeinem Volk angelegt. Kofun-Grabhügel wurden in vielen Formen errichtet. Die einfachsten Formen waren Kreise oder Quadrate. Eine besondere Form ist die Schlüssellochform (zempō kōen), mit einem quadratischen Hügel vorn und einem sich dahinter anschließenden runden Hügel. Viele der Grabhügel waren ursprünglich natürliche Hügel, die möglicherweise in ihre endgültige Form umgestaltet worden sind. Kofun variieren in der Größe von einigen Metern bis zu über 400 m Länge.

Man nimmt an, dass die größten Gräber die der Kaiser Ōjin und Nintoku sind. Kofun werden danach geordnet, ob der Eingang zur steinernen Grabkammer senkrecht (tate-ana) oder waagerecht (yoko-ana) ist.

 

Gesellschaft während der Kofun-Zeit

Während der Kofun-Zeit entwickelte sich eine Feudalgesellschaft mit militaristischen Herrschern. Die Kavallerie war mit Rüstungen, Schwertern und anderen Waffen ausgestattet, und verwendete fortschrittliche Taktiken, wie sie im damaligen Nordostasien üblich waren. Fortschritte auf diesem Gebiet lassen sich in Grabfiguren erkennen, den sogenannten Haniwa. Das heißt wörtlich Tonringe. Sie wurden in tausenden von Kofun gefunden, die über ganz Japan verstreut sind. Die wichtigsten Haniwa wurden im südlichen Honshu gefunden, besonders in der Kinai-Gegend um Nara, und im nördlichen Kyushu. Haniwa-Grabbeigaben besaßen zahlreiche verschiedene Formen, wie Tierfiguren in Gestalt von Pferden, Hühnern, Vögeln, Fasanen oder Fischen, oder Figuren von Objekten wie Häusern, Waffen, Schilden, Sonnenschirmen oder Kissen, oder menschliche Figuren in Gestalt von Männern und Frauen. Eine andere Grabbeigabe, das Magatama, wurde eines der Machtsymbole des kaiserlichen Hauses. Viele der Kulturobjekte aus dieser Zeit ist kaum von zeitgenössischen Gegenständen von der südlichen koreanischen Halbinsel zu unterscheiden. Dies deutet darauf hin, dass Japan zu dieser Zeit in engem politischen und wirtschaftlichen Kontakt vermittels Korea mit Festlandasien stand. Tatsächlich wurden bronzene Spiegel sowohl in Japan als auch in Korea gefunden, die in der selben Form gegossen worden waren.

Die Kofun-Zeit war eine wichtige Phase in der Evolution hin zu einem zusammenhängenden und erkennbaren Staat. Die Gesellschaft war am weitesten entwickelt in der Kinai-Region und dem östlichsten Teil des Binnenmeeres (Seto-Inlandsee). Die japanischen Herrscher baten sogar den chinesischen Hof um Bestätigung der königlichen Titel.

Die Yamato-Gesellschaftsordnung, die sich im späten fünften Jahrhundert herausbildete, zeichnete sich durch mächtige und ausgedehnte Großfamilien einschließlich deren Gefolgsleuten aus. Jede Großfamilie wurde von einem Patriarchen geleitet, der heilige Riten zu Ehren des Kami der Familie ausübte, um das langfristige Wohlergehen der Familie zu sichern. Die Familienangehörigen waren die Adligen, und an der Spitze stand die königliche Familienlinie, die den Yamatohof kontrollierte. Die Kofun-Zeit wird von manchen westlichen Gelehrten auch als Yamato-Zeit bezeichnet, da sich diese örtliche Stammesordnung gegen Ende der Kofun-Zeit zur kaiserlichen Dynastie entwickelte. Japanische Archäologen wiederum betonen die Tatsache, dass in der ersten Hälfte der Kofun-Periode auch andere regionale Häuptlinge, wie die Kibi in der Nähe des heutigen Okayama, im Wettstreit um die Vorherrschaft standen.

 

Einführung des Buddhismus

In der späten Kofun-Zeit kam es zu einem regen kulturellen Austausch mit Festlandasien. Aus Korea wurde der Buddhismus übernommen, vermutlich im Jahr 583. Dies setzte Japan einer neuen religiösen Lehre aus. Die Soga, eine höfische japanische Familie, die mit der Thronbesteigung von Kaiser Kimmei im Jahr 531 zu Bedeutung gelangten, förderten sowohl die Übernahme des Buddhismus als auch von Regierungspraktiken und kulturellen Modellen, die auf dem chinesischen Konfuzianismus beruhten. Doch einige am Yamato-Hof, wie die Nakatomi-Familie und die Monotobe-Familie, beharrten auf den hergebrachten Traditionen und verweigerten sich dem neuen Buddhismus. Dies erklärt sich bei der Nakatomi-Familie, die später auch mit dem Namen Fujiwara bekannt wurde, daraus, dass sie zuvor mit der Durchführung der Shintorituale betraut war, und auf den darauf gründenden Einfluss nicht verzichten wollte. Die Soga führten Steuerpraktiken nach chinesischem Vorbild ein und etablierten das erste nationale Finanzministerium. Bitterkeit herrschte für mehr als hundert Jahre zwischen den Soga auf der einen und den Nakatomi und den Monotobe auf der anderen Seite, wobei die Soga zeitweilig die Oberhand gewinnen konnten.

Die Kofun-Zeit wird im Jahr 538 als beendet angesehen, als die Verwendung der kunstvollen Kofun durch die Yamato-Familie und andere herrschende Familien wegen des neuen buddhistischen Glaubens außer Mode geriet. Dieser betonte den Durchgangscharakter des menschlichen Lebens. Das gemeine Volk und Adlige in abgelegenen Gegenden errichteten Kofun-Grabhügel noch bis ins späte siebte Jahrhundert, und einfacher und anders gestaltete Grabhügel wurden auch noch in der folgenden Zeitperiode errichtet. An die Kofun-Zeit schließt sich die Asuka-Zeit an.

Asuka-Zeit

Die Asuka-Zeit (jap. 飛鳥時代 asuka jidai; 552–710) ist eine Periode der japanischen Geschichte. Sie begann 552 als offizielles Datum der Übernahme des Buddhismus. Ihren Namen erhielt sie dadurch, dass sich die kaiserlichen Residenzen in der Region Asuka befanden.

Dem Prinzen Shōtoku Taishi (574–622) wird die erste schriftliche Verfassung Japans (17-Artikel-Verfassung) zugeschrieben, die 17 Paragraphen zu Ethik und Politik enthielt.

Im Jahre 645 begründete Nakatomi no Kamatari den Aufstieg der Fujiwara-Familie, deren Einfluss erst im 11. Jahrhundert durch die Samurai enden sollte. Diese Zeit sah ebenfalls eine Verwaltungs- und Steuerreform nach chinesischem Vorbild, sowie eine Landreform, bei der der Staat Ackerland aufkaufte, um es gleichmäßig an die Bauern zu verteilen. Die neuen Machthaber setzen allerdings die china-orientierte Politik weiter fort: Mit den Taika-Reformen (645) werden Staat und Verwaltung weitgehend nach chinesischem Modell neu strukturiert. Der Grundbesitz wird vom Kaiser persönlich verwaltet und eine neue Hauptstadt als Machtzentrum entsteht (Ritsuryo-System). Volkszählungen, ein einheitliches Steuerregister und Landvermessungen vereinfachen die Verwaltung. Es entsteht also ein zentralisierter Beamtenstaat. Allerdings werden im Gegensatz zu China die wichtigsten Posten immer an bestimmte Adelsfamilien vergeben, um sich deren Loyalität zu versichern. Die Leibeigenschaft in den einzelnen Provinzen wird abgeschafft. Ab sofort sind alle dem Kaiser unterstellt.

Moderne Bautechniken, neues medizinisches Wissen, Musik und Literatur kommen in das gegenüber China noch primitiv wirkende Japan. Einige Gebäude aus dieser Zeit haben sich im Hōryū-ji bis heute erhalten.

Nara-Zeit

Die Nara-Zeit (jap.: 奈良時代 nara jidai) in der Geschichte Japans umfasst die Jahre 710 bis 794. Kaiserin Gemmei verlegte die Hauptstadt nach Heijō-kyō (heute Nara). Heijō-kyō blieb die Hauptstadt bis Kaiser Kammu sie nach Nagaoka-kyō verlegte – und ein Jahrzehnt später nach Heian-kyō (Kyōto).

Der Großteil der japanischen Gesellschaft während dieser Zeit war landwirtschaftlich um Dörfer herum geprägt. Die meisten Dorfbewohner folgten religiös dem Shintō, welcher auf der Verehrung der Geister der Natur und der Vorfahren beruht (Kami).

Die Hauptstadt war nach Chang'an (Xi'an) gebaut, der Hauptstadt des Tang-China. Auch in anderen Belangen eiferten die oberen Klassen den Chinesen nach, wie in der Übernahme der chinesischen Schrift (Kanji) und dem Buddhismus als Religion.

Literatur

Die Bemühungen des Kaiserhofes seine Geschichte aufzuzeichnen und zu dokumentieren, brachte die ersten Werke der japanischen Literatur hervor. Werke wie das Kojiki (古事記) und das Nihonshoki (日本書紀) waren politischer Natur und wurden benutzt um die Herrschaft der Kaiser über Japan aufzuzeichnen und gegenüber China und Korea als unbestritten zu rechtfertigen und darzustellen.

Mit der Verbreitung der geschriebenen Sprache wurde angefangen die japanische Dichtkunst (Waka) aufzuschreiben. Im Laufe der Zeit wurden persönliche Sammlungen zusammengefasst um 759 die erste große Sammlung von japanischer Dichtkunst Man'yōshū (万葉集) zu erstellen. Chinesische Zeichen wurden benutzt um den Klang des Japanischen auszudrücken bevor die Kana entwickelt wurde. Diese chinesischen Zeichen waren als Man'yōgana bekannt.

 

Wirtschaftliche, soziale und staatliche Entwicklungen

Bevor der Taihō-Kodex eingeführt wurde, war es wegen der durch den Shintōismus geprägten Vorstellung, dass ein Ort durch den Tod eines Menschen spirituell beschmutzt werde, üblich die Hauptstadt nach dem Tode eines Kaisers zu verlegen. Reformen und die Bürokratisierung der Regierung führten 710 zur Errichtung der ständigen kaiserlichen Hauptstadt Heijō-kyō bzw. Nara. Diese Hauptstadt gab dem neuen Zeitabschnitt seinen Namen. Nara war nach der großen Hauptstadt Chang'an der chinesischen Tang-Dynastie (618–907) gebaut, und das erste wirkliche städtische Zentrum in Japan. Sie hatte bald eine Bevölkerung von 200.000 Einwohner, fast 4 % der Gesamtbevölkerung des Landes. Einige 10.000 Einwohner hatten Arbeitsplätze bei der Regierung.

Die wirtschaftlichen und staatlichen Aktivitäten nahmen während der Nara-Zeit zu. Straßen verbanden Nara mit den Provinzhauptstädten und Steuern wurden effizienter und regelmäßiger eingetrieben. Münzen wurden geprägt, wenn nicht weithin genutzt. Außerhalb des Nara-Gebietes gab es wenig Handel und in den Provinzen verblasste das alte System der Landreform (Taika-Reform) des Prinzen Shōtoku.

Mitte des 8. Jahrhunderts stieg nahm in Folge der Aushöhlung des Landverteilungssystem nach chinesischem Vorbild der Anteil von Shōen (feudalem Grundbesitz) zu. Dies wurde vor allem durch drei Faktoren verursacht: (1) Den Versuchen der Regierung sich die Loyalität von Beamten zu sichern, in dem sie ihnen alsbald erbbares Amtsland verlieh; (2) dem Fakt das durch Urbanmachung neugewonnenes Land nicht unter das Landverteilungssystem fiel; (3) sowie der schrittweisen Umgehung der Umverteilung und Steuerlast, dadurch, dass sich Landbesitzer an machtvolle Adelsfamilien banden.

Die Flügelkämpfe am Kaiserhof setzten sich während der gesamten Nara-Zeit fort. Kaiserliche Familienmitglieder, führende Hoffamilien wie die Fujiwara und buddhistische Priester stritten weiter um Einfluss. In der ausgehenden Nara-Zeit erhöhten sich die finanziellen Belastungen auf den Staat und der Hof begann nicht notwendige Beamte zu entlassen. 792 wurde die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft und den Bezirksvorstehern wurde erlaubt private Milizkräfte für örtliche polizeiliche Aufgaben zu unterhalten. Die Dezentralisierung der Obrigkeit wurde die Regel, trotz der Reformen der Nara-Zeit. Schließlich, um die Kontrolle in kaiserliche Hände zurück zu erlangen, wurde 784 die Hauptstadt nach Nagaoka und 794 nach Heian-kyō (Hauptstadt des Friedens und der Ruhe), ungefähr 26 km nördlich von Nara, verlegt. Im ausgehenden 11. Jahrhundert wurde diese Stadt allgemeinhin Kyōto (Hauptstadt) genannt.

 

Kulturelle Entwicklungen und Buddhismus

Einige von Japans literarischen Meilensteinen wurden während der Nara-Zeit geschrieben:

  • das Kojiki und das Nihonshoki, die ersten nationalen Geschichtsschreibungen, die 712 bzw. 720 zusammengestellt wurden;
  • das Man'yōshū (Sammlung der Zehntausend Blätter), eine Gedichtsammlung und
  • das Kaifūsō (懐風藻), eine in Chinesisch geschriebene Gedichtsammlung von japanischen Kaisern und Prinzen.
  • Eine andere bedeutende kulturelle Entwicklung zu jener Zeit war die Etablierung des Buddhismus in Japan. Der Buddhismus wurde zwar schon im 6. Jahrhundert eingeführt, stieß aber auf geteilten Zuspruch. Dies änderte sich erst in der Nara-Zeit, als er von Kaiser Shōmu beigeistert angenommen wurde. Kaiser Shōmu und seine Fujiwara-Freunde waren glühende Buddhisten. Sie trugen aktiv zu dessen Verbreitung bei, machten ihn zum „Wächter des Staates“ und stärkten japanische Einrichtungen durch weitergehende Anpassung an die chinesische Kultur.

    Während Shōmus Herrschaft wurde der Tōdaiji (Großer östlicher Tempel) gebaut mit dessen Buddha Vairocana (jap. Dainichi, Große Sonne), einer 16 m hohen vergoldeten Bronzestatue. Dieser Buddha wurde mit der Sonnengöttin identifiziert. Von diesem Punkt an ergab sich ein allmählicher Synkretismus zwischen Buddhismus und Shintō (Shinbutsu-Shūgō). Shōmu selbst erklärte sich zum „Diener der drei Schätze“ des Buddhismus: dem Buddha, den Lehren des Buddhismus und der buddhistischen Gemeinschaft. Auf sein Betreiben hin wurden auch Kegon und Ritsu eingeführt, die mit vier anderen Schulen zu den sechs Schulen von Nara wurden.

    Die Zentralregierung errichtete ebenfalls Provinztempel, genannt Kokubunji, in den Provinzen. Der Tōdaiji war ihr Zentrum und gleichzeitig der Kokubunji der Provinz Yamato.

    Obwohl diese Anstrengungen, den Buddhismus zur Staatsreligion zu erheben, plötzlich aufhörten, erhöhte der Nara-Buddhismus den Status der kaiserlichen Familie. Der buddhistische Einfluss am Hof erhöhte sich unter den zwei Herrschaften von Shōmus Tochter. Als Kaiserin Kōken (Herrschaft von 749-758) brachte sie viele buddhistische Priester an den Hof. Kōken dankte 758 auf Anraten ihres Cousins Fujiwara Nakamaro ab. Als die abgedankte Kaiserin einen buddhistischen Glaubensheiler namens Dōkyō vorzog, erhob Nakamaro 764 die Waffen. Er wurde jedoch schnell niedergeworfen. Kōken beschuldigte den herrschenden Kaiser Junnin der Verschwörung mit Nakamaro und setzte ihn ab. Kōken bestieg wiederum den Thron als Kaiserin Shōtoku (Herrschaft von 764–770). Die Kaiserin ordnete den Druck von 1 Million Gebetstalismanen an – den Hyakumanto dharani – von denen viele Examplare erhalten blieben. Diese kleinen Schriftrollen von 770 zählen zu den am frühesten gedruckten Werken in der Welt. Kaiserin Shōtoku ließ diese Talismane drucken um den buddhistischen Klerus zu besänftigen. Sie könnte selbst gewollt haben, Dōkyō zum Kaiser zu erheben, starb aber bevor sie dieses durchsetzen konnte. Ihre Taten schockten die Nara-Gesellschaft und führten zum Ausschluss von Frauen auf das Thronerbe und dem Entfernen von buddhistischen Priestern aus politischen Ämtern.

     

    Internationale Beziehungen

    Der Hof in Nara führte aggressiv die chinesische Zivilisation ein in dem er alle 20 Jahre diplomatische Abgesandte an den Tang-Hof schickte. Viele japanische Gelehrte, sowohl Laien als auch buddhistische Priester, studierten in Chang'an und Luoyang. Ein Gelehrter namens Abe no Nakamaro bestand die staatliche Aufnahmeprüfung und bekam einen Regierungsposten in China. Er diente als Generalgouverneur in Annam bzw. Chinesisch-Vietnam von 761 bis 767. Viele Gelehrte die in die Heimat zurückkehrten wurden hohe Regierungsämter angeboten, wie Kibi no Mabi.

    Tang-China selbst schickte niemals offizielle Gesandte nach Japan, da die japanischen Könige oder Kaiser, wie sie sich selbst hochstilisierten, nie eine Amtseinsetzung durch den chinesischen Kaiser erbaten. Eine örtliche chinesische Regierung im unteren Yangzi-Tal schickte eine Gesandtschaft nach Japan um japanische Abgesandte zurückzuführen die China durch das mandschurische Königreich von Bohai (kor. Parhae) betraten. Diese chinesische örtliche Gesandtschaft konnte wegen des Aufstandes von An Lushan nicht in die Heimat zurückkehren und wurde schließlich in Japan eingebürgert.

    Die Beziehungen zum benachbarten Königreich Silla waren eingangs friedlich. Japan und Silla tauschten regelmäßig diplomatische Gesandtschaften aus. Aber der Aufstieg des Königreiches Bohai in Nordostasien destablisierte die Japan-Silla-Beziehungen. Bohai schickte 728 seine erste Gesandtschaft über das Japanische Meer nach Nara. Japan hieß die Bohai-Gesandtschaft willkommen, da das Königreich eine Art von Wiederherstellung des alten Königreiches Koguryo war, mit dem Japan verbündet war, bis es von Tang-China und Silla 668 erobert wurde. Der freundliche, diplomatische und gewerbliche Verkehr mit Bohai setzte sich fort bis das mandschurische Königreich im 10. Jahrhundert durch die Kitan erobert wurde. Auf der anderen Seite verschlechterten sich die Beziehungen mit Silla Jahr für Jahr, da der Narahof die Oberhoheit über Silla beanspruchte.

    Heian-Zeit

    Als Heian-Zeit (jap. 平安時代, Heian-jidai) bzw. Heian-Periode wird eine Epoche (794–1185, auch 794-1192) der japanischen Geschichte bezeichnet.

    Der Grundstein der goldenen Heian-Zeit wurde im Jahre 794 gelegt, indem der Kaiserhof nach Heiankyō, dem heutigen Kyōto, verlegt wurde. Mit dem Umzug nahmen die Beziehungen zum Kaiserreich China ab, was zu einer Zeit nationaler Gesinnung führte.

    Am Hof von Heian wurden die japanische Kultur, Kunst und Sitten zur höchster Verfeinerung geführt. Die Heian-Zeit gilt als die klassische Periode der japanischen Literatur, die besonders von Hofdamen gepflegt wurde. Zur sogenannten Hofdamenliteratur zählen z.B. das Genji Monogatari von Murasaki und das Kopfkissenbuch der Sei Shōnagon. Daneben entwickelten sich die Tagebucherzählungen (nikki); auf kaiserlichen Befehl wurden Gedichtanthologien (Chokusenwakashū) zusammengestellt. Zwei wichtige Beispiele dazu sind das Kokinwakashū und das Manyōshū.

    Da die chinesische Schrift damals noch die einzige Möglichkeit war, etwas niederzuschreiben, und man das Erlernen derselben als für Frauen unziemlich hielt, führte die Hofdamenliteratur der Heian-Zeit auch zur Entwicklung einer neuen Silbenschrift, die zunächst onna-de (Frauenhand) genannt wurde und später als Hiragana kanonifiziert wurde.

    Während die höfische Kultur blühte, nahm die Macht des Kaiserhofes immer mehr ab und floss der Familie Fujiwara zu, die sich durch ihre geschickte Heiratspolitik Einfluss verschafften. Sie verheirateten ihre Töchter mit den Kaisern und regierten dann stellvertretend für deren minderjährige Abkömmlinge. Ein besonders mächtiges Mitglied der Fujiwara-Familie war Fujiwara no Michinaga, der vier seiner Töchter an Kaiser verheiratete.

    Charakteristisch für die Heian-Zeit sind die mehreren politischen Machtzentren, denn die Existenz verschiedener Kaiserhöfe mit jeweils eigenem Gefolge war nicht unüblich. Es gab sehr viele verschiedene Ämter und Rangabstufungen, die nach chinesischem Vorbild geschaffen worden waren, jedoch selten mit wirklicher Macht verbunden waren. Die wichtigsten davon waren der Regent für einen minderjährigen Kaiser (Sesshō) und der Großkanzler (Kampaku). 1086 wurde das Amt des Exkaisers (insei, dt. Regierung aus dem Kloster) eingeführt.

    Allmählich musste die Taihō-Methode der Landüberwachung einer Art privaten Grundbesitzes, der Shōen, weichen. Durch Vererbungen, Schenkungen und Erschließung neuen Ackerlandes wuchs der private Landbesitz immer mehr. Der Kaiserhof verlor die Kontrolle über das Land und somit auch die Kontrolle über das Geld (Reis war das Zahlungsmittel damals). Zum lokalen Schutz bauten die shoên-Besitzer Privatheere auf. Dies führte zum schnellen Aufstieg der Kriegerklasse.

    Mitte des 12. Jahrhunderts nahmen die Machtkämpfe zwischen den rivalisierenden Adligen immer mehr zu und auch durch die buddhistischen Tempel, die Forderungen stellten, häuften sich die Probleme. Konflikte wurden nun auch auf militärische Weise zu lösen versucht. Die bedeutendsten Kriegerklans waren dabei die Genji (Minamoto) und die Heike (Taira), die ihre Herkunft vom Kaiserhaus ableiten konnten. Als beim Heiji no Ran die Minamoto unter der Führung von Minamoto no Yoshitomo den Tenno entführten, um die politische Macht zu ergreifen, wurden sie von den Taira unter Taira no Kiyomori vernichtend geschlagen. Jahre später, als die Taira ihre Macht durch Einheirat in die kaiserliche Familie etabliert hatten, erhoben sich die Genji wieder und der Gempei-Krieg entbrannte. Unter Minamoto no Yoritomo, der wegen seiner Jugend von Kiyomori verschont worden war, schlug sein Halbbruder Minamoto no Yoshitsune zahlreiche Schlachten gegen die Taira. Mit der Seeschlacht von Dannoura endete die Herrschaft der Taira: der Kindkaiser Antoku starb, und der Klan der Taira wurde ausgelöscht. Yoritomo ließ Yoshitsune umbringen und wurde 1192 zum sei-i-tai-shogun (Oberster Kommandant des Heeres zur Vertreibung der Barbaren) ernannt. Er errichtete eine Militärverwaltung, die ihr Zentrum in Kamakura hatte und Bakufu genannt wurde.

    Mit dem Zerfall der zentralstaatlichen Ordnung begann das japanische Mittelalter, das sich von 1185 bis etwa 1600 erstreckt.

    Kamakura-Zeit

    ie Kamakura-Zeit (jap. 鎌倉時代 kamakura-jidai) (1185–1333) ist eine Epoche der japanischen Geschichte. Sie erhielt ihren Namen vom damaligen Regierungssitz des Shōgun in Kamakura. Sie markiert den Aufstieg des Kriegeradels gegenüber dem Adel in Kyoto, der in der Heian-Zeit noch dominierte.

    Vorgeschichte

    Etwa um 1150 war die Macht in Japan faktisch in der Hand der Klosterkaiser (院政 insei), offiziell abgedankter Regenten, die dem amtierenden Tennō, also ihren Söhnen, nur repräsentative Aufgaben überließen. Dies hatte Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Familien des Hochadels zur Folge.

    Die Kontrolle über die einzelnen Provinzen wird immer schwächer. Es beginnt die Zeit, in der die großen Kriegsfamilien (Samurai) um die Vorherrschaft in Japan streiten. Voran die Taira und die Minamoto, die mächtigsten Familien im 12. Jahrhundert. 1160 kommt es zum Heiji no ran, eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen den Taira und den Minamoto. Bei den Kämpfen wird Minamoto no Yoshitomo, das Oberhaupt, getötet. Die Folge ist, dass die Macht an den Schwertadel übergeht. Die Taira werden am 4. Juli 1336 in der Seeschlacht Minatogawa no tataki endgültig von den Minamoto vernichtet.

    Viele hohe Posten werden von Mitgliedern der Familie Minamoto belegt. Der Handel, besonders mit dem China der Song-Dynastie, wird wieder gefördert, und es werden neue Häfen gebaut. Um die Loyalität der Provinzen zu behalten, werden Lehen und Nutzungsrechte an die Fürsten vergeben.

     

    Errichtung des Shōgunats

    Minamoto no Yoritomo, (1147–1199) einer der Söhne des Oberhauptes der Minamoto, erhält wegen seiner militärischen Leistungen 1192 vom Tennō den erblichen Titel des Seii Taishōgun und übernimmt in Kamakura die Regierungsgeschäfte. Er vernichtete das bestehende System nicht, sondern überlagerte es durch militärische Elemente. Die Verwaltung läuft über sein Hauptquartier in Kamakura, und die Macht liegt jetzt allein beim den Kriegerfamilien, den bushi (武士). Yoritomo wurde schon früh von den Hôjô aufgenommen und heiratete Hôjô Masako, die Tochter von Hôjô Tokimasa. Yoritomo stirbt 1199, worauf die Macht der Hōjō, steigt. Nach einem Konflikt mit dem Kaiserhof werden die kaiserlichen Truppen von den Hōjō unter der Führung von Hōjō Tokimasa vernichtet. Es beginnt eine neue Zeit des inneren Friedens. Die Hōjō entscheiden hinter den Kulissen die kaiserliche Rangfolge.

    1264 erobern die Mongolen unter Kublai Khan China und fordern auch die Unterwerfung Japans. Doch das Bakufu lehnt ab und ignoriert die Drohungen.

    In den Jahren 1274 und 1281 wehren die Shogune im Nordwesten Kyūshūs zwei Invasionsversuche der Mongolen ab. Zweimal wird dabei die von Koreanern gebaute mongolische Flotte von Taifunen vernichtet. Der Legende nach sind diese Winde von den Göttern gesandt, daher der Name Kamikaze (jap. 神風, Götterwind), allerdings wird nur der zweite Sturm als Kamikaze bezeichnet. Die Samurai forderten eine Belohnung für ihren Dienst, der jedoch nicht oder nur in geringem Umfang vom Shogunat gewährt werden konnte, da bei der Verteidigung des Landes kein Gewinn durch Landeroberung oder Kriegsbeute abfiel. Zudem forderten viele Sekten des Buddhismus Zuwendungen, da sie den Kamikaze auf ihr Lesen von Sutren begründeten. Nach den Mongoleneinfällen sollte bis zum Pazifikkrieg im 20. Jh. das Inselreich Japan nicht wieder von einer ausländischen Macht angegriffen werden.

    In ihrem Unmut wandten sich vor allem die Familien der Ashikaga und der Nitta wieder mehr dem Kaiser zu. Dies machte sich schließlich der Tennō Go-Daigo (1288–1339) zunutze, um das Shogunat der Hōjō 1333 zu stürzen und mit einer Restauration der kaiserlichen Macht (der Kemmu-Restauration) zu beginnen, die aber nur wenige Jahre Bestand hatte, vor allem aufgrund unterschiedlicher Interessen Go-Daigos und der Ashikaga. Die Ashikaga ergreifen die Macht und setzen einen eigenen Kaiser ein. Go-Daigo errichtet daraufhin eine neue Residenz südlich der Hauptstadt Kyōto. Der Hof ist in einen nördlichen (Kyōto) und südlichen Hof (Ōsaka) gespalten (Zeit der Nord- und Südhöfe). Go-Daigo kann sich nur durch die großen Samuraifamilien halten, die hinter ihm stehen. Das Ashikaga-Oberhaupt wird zum Shōgun ernannt, den sogar China als König von Japan anerkennt. Die Ashikaga eröffnen wieder den Handel mit dem chinesischen Kaiserhof. 1392 endet der Konflikt zwischen Südkaiser und Nordkaiser. Go-Daigo verzichtet auf seine Herrschaftsansprüche.

     

    Religion

    In der Kamakura-Zeit traten Volksprediger auf den Plan, die ein neues Verständnis des Buddhismus hatten. Die Lehre wurde vereinfacht, und war so nicht nur dem Adel zugänglich, sondern auch dem einfachen Volk. Hier sind besonders fünf Mönche der Tendai-Schule zu nennen:

    1. Eisai (1141–1215) als Gründer der Rinzai-shū
    2. Dōgen (1200–1253) als Gründer der Soto-shū
    3. Hōnen (1133–1212) als Gründer der Jōdo-shū
    4. Shinran (1173–1262) als Gründer der Jōdo-Shinshū
    5. Nichiren (1222–1282) als Gründer der Nichiren-shū
    Die Herrschaft der Hōjō

    Unter ihrer Anführerin Masako (1156–1225) wurde noch einmal ein relativ friedlicher Zustand erreicht. Doch von außen drohte Gefahr: 1274 und 1279 kam es zu versuchten Mongoleninvasionen in Japan. Die Regierung wusste um diese Bedrohung und errichtete auf Kyūshū eine Wallanlage, um der Invasion zu begegnen. Dennoch hätten Japans Streitkräfte die Mongolen vermutlich nicht aufhalten können. Aber beide Male kamen heftige Stürme den Verteidigern des Inselreichs zu Hilfe und zerstreuten die Invasionsflotten. Dies war der Ursprung des Begriffs „Götterwind“ bzw. Kamikaze.

    Die Abwehr der Angriffe der Mongolen destabilisierte die Herrschaft des Shōgunats erheblich. Zwar war die unmittelbare Bedrohung vorüber, doch es gab keine Möglichkeit, diejenigen Vasallen zu entlohnen, die Truppen gestellt und die Festungsanlagen besetzt hatten. Üblicherweise erhielten bei innerjapanischen Kriegen die Sieger die Ländereien der besiegten Familien als Entlohnung. Bei den mongolischen Angreifern gab es aber nichts zu erobern, so dass sich Unmut breit machte.

    Im Jahr 1333 endete das Kamakura-Bakufu mit der Vernichtung der Hōjō durch Truppen der Familien Ashikaga und Nitta. Diese waren auf Betreiben Kaiser Go-Daigos gegen das Shōgunat zu Felde gezogen, das die Kaiser vollends entmachtet und ins Exil geschickt hatte. Go-Daigo hoffte, mit Hilfe der Ashikaga wieder an die Macht zu kommen.

    Muromachi-Zeit

    Die Muromachi-Zeit (jap. 室町時代 Muromachi jidai; 1333–1568), auch als Ashikaga-Zeit bezeichnet, ist ein Zeitabschnitt in der japanischen Geschichte. Die Geschehnisse dieser Zeit führten zum Untergang des Kamakura-Bakufu und über eine Zwischenphase in der die Familie Ashikaga herrschte zur Zeit der kämpfenden Lande, einem mehr als 130 Jahre währenden Kriegszustand ohne zentrale Ordnung. Benannt ist die Zeit nach dem Stadtteil Muromachi in Kyōto. Dieser war Regierungssitz der Ashikaga.

    Zu Beginn der Muromachi-Zeit war das von Minamoto no Yoritomo errichtete Shōgunat die zentrale Macht in Japan. Geführt wurde es zu dieser Zeit von der Familie Hōjō. Der Zusammenbruch dieser staatlichen Ordnung wurde ausgelöst durch den Versuch des Kaisers Go-Daigo an die Macht zurückzukehren. Go-Daigos erste Rebellion im Jahr 1331 war durch die Truppen des Shōguns niedergeschlagen, er selbst auf die Insel Oki verbannt worden. Aber sein Aufbegehren gegen das Shōgunat blieb nicht unbemerkt. Viele militärisch bedeutende Familien (allen voran die Ashikaga und die Nitta) strebten den Sturz des Kamakura-Bakufu an. Als Go-Daigo 1332 aus der Haft auf Oki freikam, waren diese Verbände bereit ihn zu unterstützen.

    1333 eroberte Ashikaga Takauji Kyōto, eine von Nitta Yoshisada angeführte Armee eroberte Kamakura und vernichtete die Familie der Hōjō. Nach diesen Erfolgen regierte Go-Daigo von 1334-1336 in Kyōto. Im Zuge der Kemmu-Restauration versuchte er nun die Kaiserherrschaft wieder zu etablieren. In diesem Bestreben ernannte er seinen Sohn Morinaga zum Shōgun und belohnte Angehörige des Hofadels mit Titeln und Lehen. Die verbündeten Kriegerverbände erhielten eine Entschädigung, die ihnen jedoch unangemessen erschien.

    Jetzt traten die Differenzen zwischen den Kriegsherren und dem Kaiser deutlich hervor. Eine wiedererstarkte Monarchie hätte Machtverluste für die mächtigen Familien bedeutet. 1336 vertrieb Ashikaga Takauji Go-Daigo aus Kyōto, setzte den Prinzen Toyohito als ihm genehmen Kaiser ein und vereitelte so die Restauration. Die Macht lag fortan in den Händen der Ashikaga.

    Der Konflikt war aber noch nicht beendet. Go-Daigo und seine Anhänger verschanzten sich in der Provinz Yoshino und hielten am Anspruch auf die Kaiserwürde fest. Dieser Konflikt, auch der Kampf zwischen Nord- und Südhof genannt, spaltete die kaiserliche Dynastie in zwei Linien. Erst im Jahr 1392 endete dieses Schisma mit der Aufgabe von Go-Daigos Nachfolger.

    Das Ashikaga-Shōgunat verlegte die Hauptstadt von Kamakura nach Kyōto. Der Hofadel wurde erneut vom politischen Geschehen ausgeschlossen. Die Reste kaiserlicher Verwaltung gingen im militärischen Verwaltungssystem des Bakufu auf. Anders als das Kamakura-Bakufu erreichten die Ashikaga aber keine vollständige Kontrolle mehr über das Land. In den unruhigen Zeiten der Kemmu-Restauration war viel Macht an die lokalen Herrscher abgeflossen. Die Ashikaga regierten eine Koalition mächtiger Vasallen von fragwürdiger Stabilität. Unter der Herrschaft von Ashikaga Yoshimitsu (1358-1408) gelangte das Ashikaga-Shōgunat zu seiner größten Macht. Yoshimitsu wurde von den Kaisern der chinesischen Ming-Dynastie anerkannt, er errichtete Prachtbauten und führte das Leben eines Monarchen. Die nachfolgenden Ashikaga-Shōgune büßten beständig Macht ein. Unter dem achten Ashikaga-Shōgun Yoshimasa (1443-1473) brach das politische System dann zusammen. Aufstände und eine Finanzmisere schwächten das Shōgunat. Die mächtigen Vasallenfamilien kämpften im Ōnin-Krieg (1467-1477) um die Macht. Der zehnjährige Konflikt hatte keine echten Sieger. Am Ende lag Kyōto, ebenso wie die zentralstaatliche Ordnung, in Trümmern. Japan trat in eine lange Zeit des Unfriedens ein, die Zeit der kämpfenden Lande (Sengoku jidai).

    Sengoku-Zeit

    Die Sengoku-Zeit (jap. 戦国時代 sengoku-jidai, dt. Zeit der streitenden Reiche) ist eines der bewegtesten Zeitalter in der japanischen Geschichte. Der Beginn der Sengoku-Zeit wird auf etwa 1477 und das Ende des Shōgunats datiert. Sie ging 1573 in die Epoche der drei Reichseiniger (Azuchi-Momoyama-Zeit) über.

    Historische Einordnung

    Das Ashikaga-Shōgunat hatte im Verlauf der Muromachi-Zeit ständig Macht eingebüßt. Mit dem Ōnin-Krieg (1467–77) endete das Ashikaga-Shōgunat und mit ihm der letzte Rest einer zentralen Staatsgewalt. In den folgenden etwa 100 Jahren, die als Sengoku-Zeit bekannt geworden sind, rangen neue Männer um die Herrschaft in Japan.

    Unter der Herrschaft der Ashikaga waren die Provinzen von Lokalherren regiert worden, die zumindest formal noch Shugo, also bestellte Provinzgoverneure waren. Mit dem Ende der Zentralstaatlichkeit trat ein neuer Typ Feudalherr auf, der Sengoku-Daimyō. Er legitimierte sich nicht mehr über die Berufung durch eine Zentralregierung, sondern durch Landbesitz und militärische Macht. Japan war in zahllose Territorien zersplittert, deren Herrscher Kriege gegeneinander führten und Bündnisse schlossen.

    Die Zersplitterung wurde erst durch drei Männer, Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu beendet. Sie befriedeten Japan mit militärischer Gewalt und Ieyasu gelang die Errichtung eines neuen Shōgunats. Mit der Einigung Japans endete die Zeit der streitenden Reiche Anfang des 17 Jahrhunderts.

     

    Die streitenden Reiche

    Mit Ende des Ashikaga-Shōgunats entstanden schätzungsweise 200 Territorien mit autonomen Herrschern. Um im Kampf um die Herrschaft eine Rolle zu spielen, waren etwa 30 dieser Sengoku-Daimyō mächtig genug. Mitte des 16. Jahrhunderts hatten sich durch Eroberungen und Bündnisse die Kontrahenten um die Herrschaft über die japanischen Inseln herauskristallisiert.

    Mōri Motonari, Hōjō Ujitsuna, Imagawa Yoshimoto, Oda Nobunaga, Takeda Shingen und Uesugi Kenshin traten zum Kampf um die Herrschaft an.

    Takeda Shingen und Uesugi Kenshin bekriegten einander heftig und rieben einander letztendlich beinahe auf. Imagawa Yoshimoto marschierte im Jahr 1560 gegen Oda Nobunaga. Trotz einer zehnfachen Übermacht verlor er die Schlacht von Okehazama. 1568 gelang es Oda Nobunaga dann Kyōto zu erobern, Ashikaga Yoshiaki als Marionettenshōgun einzusetzen und mit dieser Legitimation die Eroberung ganz Japans anzustreben. Oda schloss ein Bündnis mit Tokugawa Ieyasu, ein ehemaliger General Imagawa Yoshimotos. Dann marschierte er gegen die bedeutendsten buddhistischen Klöster des Landes, da deren militante Mönchssoldaten (Sōhei) seine Feinde unterstützt hatten. Als Beispiel für Oda Nobunagas Grausamkeit und Härte wird häufig der Angriff auf das Kloster Enryaku-Ji im Jahr 1571 genannt, das er umzingeln und in Brand setzten ließ. 1573 entmachtete er Ashikaga Yoshiaki wieder und war praktisch Herr über Japan.


     

    Gesellschaftliche Auswirkungen

    Trotz der unruhigen Zustände war die Endphase der Sengoku-Zeit eine Zeit bedeutsamer Entwicklungen für Japan. Oda Nobunaga reformierte die Verwaltung der Dörfer, die Landvermessung und die Steuererhebung. Eine Reform und Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten, sowie eine Befreiung des Handels legten den Grundstein für den Aufstieg der Kaufleute (chōnin), der später prägend für die Edo-Zeit sein sollte. Toyotomi Hideyoshi installierte mit dem System der Daimyō als Provinzherren, die dem Regenten gegenüber zu Lehnstreue verpflichtet waren, die Basis für das Baku-Han-System der Tokugawa-Shōgune. Er setzte Oda Nobunagas Reformen fort, teilte ganz Japan neu auf und führte eine Steuer in Form von Reis ein. Sein bedeutendster Reformansatz war aber die Einführung von Ständen. Gerade er, der sich vom Bauern zum Kriegsherrn hochgedient hatte, zwang die Menschen nun entweder Bauern oder Krieger (Samurai) zu sein. Dieser Reformschritt gestaltete sich schwierig, da in den langen Kriegsjahren der Sengoku-Ära riesige Heere aus Bauern aufgestellt worden waren. Bis zum Onin-Krieg hatten allein die Bushi, von alters her Japans Kriegerelite, gekämpft. Für die Massenschlachten der folgenden Jahre waren auch die Bauern bewaffnet worden. Nach Toyotomi Hideyoshis Gesellschaftsreform mussten sie in sogenannten Schwertjagden (katana-gari) wieder entwaffnet werden. Diese Teilung der Gesellschaft bildete die Grundlage für das spätere Gesellschaftsmodell der Edo-Zeit mit seinen vier Ständen. Tokugawa Ieyasu schließlich vervollkommnete die Ansätze seiner beiden Vorgänger und installierte ein politisches System von bemerkenswerter Stabilität.

    Edo-Zeit

     

    Karte Japans von 1707
    Karte Japans von 1707

    Als Edo-Zeit (jap. 江戸時代 edo jidai) wird der Abschnitt der japanischen Geschichte von 1603 bis 1868 bezeichnet, benannt nach dem damaligen Namen der Hauptstadt, Edo. Er beinhaltet die längste ununterbrochene Friedensperiode eines Landes in der Neuzeit weltweit.

    Die letzte Phase der Edo-Zeit, die Jahre von 1853 bis 1867, war von so vielen Umbrüchen gekennzeichnet, dass sie oft als eigene Zwischenepoche, als Bakumatsu bezeichnet wird. Der japanische Begriff bedeutet übersetzt „Ende des Shōgunats“. Sie reicht von der Ankunft der „schwarzen Schiffe“ von Commander Perry 1853 bis zur Rückgabe der Herrschaft vom Shōgun an den Tennō 1867, der sogenannten Meiji-Restauration.

    Grundlagen

    Nach der blutigen Einigung Japans unter seinen Vorgängern Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi verlegte Shōgun Tokugawa Ieyasu 1603 die neue Hauptstadt weit weg vom Kaiserhof in Kyōto, um den politischen Einfluss des japanischen Kaisers auf ein Minimum zu reduzieren. Er errichtete den Sitz seiner Regierung, des Bakufu, in dem damals unbedeutenden Fischereihafen Edo (heute Tōkyō). Um die Stabilität des frisch geeinten Reiches zu sichern, ersann der Shōgun ein komplexes Machtgleichgewicht.

     

    Beschränkungen für die Fürsten

    Die Daimyō (Fürsten) wurden in drei Gruppen aufgeteilt: In Verwandte des Tokugawa-Klans, solche, die in der Schlacht von Sekigahara (22. Oktober 1600) auf der Seite Tokugawa Ieyasus gestanden hatten, und in ehemalige Gegner. Das vom Tokugawa-Shogunat direkt regierte Gebiet, Tenryō bzw. bakufuryō genannt, setzte sich aus den besten Provinzen der besiegten Feinde zusammen. Die Provinzen wurden so eingeteilt, dass zwischen dem jeweiligen Tenryō der Tokugawa und potenziellen Gegnern immer ein Verbündeter seine Besitzungen hatte. In jeder Provinz durfte nur eine Burg stehen, alle anderen wurden abgerissen.

    Die Daimyō wurden gezwungen, die Hälfte des Jahres in der neuen Hauptstadt zu verbringen, und ihre Familien durften Edo überhaupt nicht verlassen. Diese Praxis, das so genannte Sankin kōtai, wurde 1635 gesetzlich fixiert und blieb bis 1862 in Kraft. Die doppelte Hofhaltung verschlang gewaltige Geldmittel, die die Daimyō somit nicht zur Finanzierung eines möglichen Aufstands nutzen konnten.

     

    System der vier Stände

    Die Bevölkerung wurde in vier Stände eingeteilt: An unterster Stelle waren die Händler, die zwar den reichsten Stand darstellten, aber im Konfuzianismus nicht viel galten, weil sie „lediglich verteilen, was andere erarbeiten“. Dann kamen die Handwerker und darüber die Bauern. Die Samurai, der Schwertadel, wurden als oberster Stand von Kriegsherren zu Beamten, die das Land verwalteten und Steuern in Form von Reis eintrieben. Oberhalb des Ständesystems standen die Kuge, Angehörige des Hofes in Kyōto, die jedoch auf ihre zeremonielle Rolle reduziert waren und keine eigentliche Macht hatten. Aus dem Ständesystem ausgeschlossen waren die so genannten Buraku, auch eta-hinin genannt. Darunter fiel fahrendes Volk, Berufe, die nach dem Shintoismus und Buddhismus als unrein galten (Metzger, Totengräber), und Prostituierte.

    Um die Bauern zu befrieden, wurden alle Schwerter konfisziert, und nur die Samurai durften Waffen tragen, die länger als ein Kurzschwert waren. Die Schusswaffen, die von den Europäern nach Japan gebracht worden waren, wurden verboten und zerstört.

     

    Verbot des Christentums

    Um den Buddhismus als Machtpfeiler zu stärken, wurde das Christentum 1612 zuerst im Tenryō-Gebiet und 1615 dann in ganz Japan verboten. Alle einfachen Japaner mussten Gemeindemitglieder einer buddhistischen Tempelgemeinde werden.

    Alle ausländischen Missionare (überwiegend Spanier und Portugiesen) wurden des Landes verwiesen. Japanische Christen wurden gezwungen, ihrem Glauben abzuschwören. Wer sich weigerte, wurde getötet, Apostaten blieben am Leben. In beiden Fällen wurde die gesamte Familie sieben Generationen lang mithilfe des Familienstammbuchs scharf überwacht.

    Zwar existierte in Nagasaki im Verborgenen weiterhin eine nach außen völlig isolierte christliche Gemeinde (die Kakure Kirishitan), das Christentum wurde in Japan aber erst 1873 während der Meiji-Zeit wieder offiziell zugelassen.

     

    Abschließung Japans

     

    Chinesische Dschunke in Japan (Holzschnitt um 1650)
    Chinesische Dschunke in Japan (Holzschnitt um 1650)

    Der Außenhandel stellte einen potenziellen Machtfaktor insbesondere für die Daimyō auf der Insel Kyūshū dar, die in der Vergangenheit oft Gegner der Zentralregierung gewesen waren. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges in Europa (1618–1648) befahl das Tokugawa-Shogunat ab Mitte des 17. Jahrhunderts die Isolierung Japans vom Ausland, eine Politik, die als Abschließungspolitik bezeichnet wird. Nur noch Vertreter des Kaiserreiches China und der Niederländischen Ostindien-Kompanie hatten das Recht, sich auf japanischem Boden aufzuhalten, alle übrigen Ausländer wurden verfolgt und getötet.

    Die protestantischen Holländer grenzten sich von den katholischen Spaniern und Portugiesen ab und verwiesen darauf, nicht zu missionieren. Im Hafen von Nagasaki wurde in den 1630er-Jahren die künstliche Insel Dejima aufgeschüttet, auf der eine holländische Kolonie entstand. Die Holländer durften diese Insel nicht verlassen, und pro Jahr durfte nur ein einziges Schiff die Insel anlaufen.

    Trotz der Abschottung herrschte ein reges Interesse am Westen, und die auf Dejima ansässigen Holländer lieferten den Japanern auf Bestellung regelmäßig Bücher mit westlichem Wissen, das eifrig studiert wurde (Rangaku, „Hollandstudien"). So entstand in Japan ein umfangreiches, in Teilen aber auch verzerrtes Bild von Europa.

     

    Wirtschaftliche Entwicklung

    Trotz der Isolation nach außen blühte die japanische Wirtschaft in der Edo-Zeit auf. Nach Jahren der kriegerischen Verwüstung stand für die Daimyō nun statt der Eroberung von Land die Entwicklung der eigenen Provinz im Vordergrund. Da ihre Steuerabgaben an die Zentralregierung festgelegt waren, konnten sie ihren eigenen Reichtum vermehren, indem sie Land urbar machen ließen und den Ertrag der Felder steigerten.

    Im Laufe der Edo-Zeit begann ein vermehrter Transport von Handelswaren, ein bedeutender Anstieg des Inlands- und zunächst (bis zur Abschließung) auch Auslandshandels und eine Verbreitung von Handels- und Handwerksunternehmen. Feudal-Clans (Han) verwalteten in zunehmendem Maße die steigende landwirtschaftliche Produktion und die bäuerlichen Tätigkeiten.

    Das Einsetzen einer starken Verstädterung führte dazu, dass Mitte des 18. Jahrhunderts in Edo über eine Million Menschen lebten und Ōsaka und Kyōto jeweils mehr als 400.000 Einwohner hatten. Andere Städte mit Herrscherburgen wuchsen ähnlich rasch. Ōsaka und Kyōto entwickelten sich zu geschäftigen Handels- und Handwerkszentren, während Edo zum Zentrum für die Versorgung mit Nahrungsmitteln und wichtigen städtischen Verbrauchsgütern wurde.

    Die eigentlichen Gewinner des Wirtschaftsaufschwungs waren nicht die Daimyō, sondern ein weit niedrigerer Stand, nämlich die Händler (z. B. die Mitsui-Familie). Die Samurai hatten nur ein Grundvermögen in Naturalien und mussten den erwirtschafteten Reis verkaufen, um ihren (teilweise ausschweifenden) Lebensstil finanzieren zu können. Viele Fürsten verschuldeten sich bei den Händlern. Das Shōgunat ließ diese Schulden allerdings regelmäßig annullieren, was wiederum dazu führte, dass die Händler die Leihzinsen von vornherein hoch ansetzten.

    Viele Bankhäuser entstanden, oft gegründet von Sake-Brauern. Im Handwerk entwickelte sich ein spezialisiertes, vorindustrielles Manufakturwesen. Durch diese Vorbedingungen war es Japan möglich, sich nach der Öffnung schnell zu industrialisieren.

     

    Geistige Strömungen

     

    Wakizashi-Schwert aus der Edo-Zeit
    Wakizashi-Schwert aus der Edo-Zeit

    Das Aufblühen des Neo-Konfuzianismus war die hauptsächliche geistige Entwicklung in der Edo-Zeit. Die Lehren des Konfuzius wurden zwar lange durch buddhistische Geistliche lebendig gehalten, aber während der Edo-Zeit löste sich der Konfuzianismus von der buddhistischen religiösen Kontrolle. Dieses Denksystem legte eine immer weltlichere Sicht auf die Menschen und die Gesellschaft. Die ethische humanistische, rationale und historische Perspektive der neo-konfuzianistischen Doktrin wurden immer ansprechender für die herrschende Klasse. Mitte des 17. Jahrhunderts war der Neo-Kunfuzianismus in Japan die vorherrschend gültige Philosophie und trug direkt zur Entwicklung der Kokugaku (国学, Nationalstudien)-Denkschule bei.

    Fortgeschrittene Studien und wachsende Anwendung des Neo-Konfuzianismus trugen zum Übergang der sozialen und politischen Ordnung von feudalen Normen zu Praktiken bei, welche sich an Klassen und größeren Gruppen orientierten. Die Herrschaft des Volkes bzw. der Vertreter des Konfuzianismus wurden allmählich durch Rechtsstaatlichkeit ersetzt. Neue Gesetze wurden entwickelt und neue administrative Instrumente eingesetzt. Eine neue Theorie der Regierung und neue Visionen der Gesellschaft dienten zur Rechtfertigung der steigenden Machtfülle des Bakufu (Militärregierung). Jede Person hatte einen bestimmten Platz in der Gesellschaft und sollte arbeiten, um ihre Mission im Leben zu erfüllen. Das Volk wurde mit Güte von jenen regiert, deren Pflicht es war zu herrschen. Die Regierung war allmächtig, aber verantwortungsbewusst und human. Obwohl das Klassensystem durch den Neo-Konfuzianismus beeinflusst wurde, war es nicht identisch mit ihm. Während Militär und Geistlichkeit im chinesischen Modell ganz unten standen, bildeten einige von ihnen in Japan die herrschende Elite.

    Mitglieder der Samurai-Klasse befolgten die Traditionen der Bushi mit einem neuen Interesse an japanischer Geschichte und an der Kultivierung der Wege der konfuzianischen Lehrmeister, so dass das Konzept des Bushidō (武士道, Weg des Kriegers) entwickelt wurde. Ein anderer besonderer Lebensweg – der Chōnindō – entstand ebenfalls. Chōnindō (町人道, Weg der Bürger) war vornehmlich eine Kultur, die in Städten wie Ōsaka, Kyōto und Edo entstand. Es ermutigte zum Streben nach den Qualitäten des Bushidō - Fleiß, Ehrlichkeit, Ehre, Loyalität und Genügsamkeit - wobei Überzeugungen des Shintō, Neo-Konfuzianismus und Buddhismus mit einflossen. Studien von Mathematik, Astronomie, Kartographie, Ingenieurwesen und Medizin wurden ebenfalls gefördert. Besonderer Wert wurde auf die Qualität der Arbeitsausführung gelegt, besonders in der Kunst. Zum ersten Mal hatte die Stadtbevölkerung die Mittel und Freizeit, eine neue Massenkultur zu fördern. Ihre Suche nach Vergnügen wurde als Ukiyo (浮世, Fließende Welt), eine ideale Welt für Mode und volkstümliche Unterhaltung, bekannt. Professionelle weibliche Unterhalter (Geishas), Musik, berühmte Geschichten, Kabuki und Bunraku (Puppentheater), Dichtung und Kunst, zum Beispiel die wunderschönen Holzblockdrucke Ukiyo-e (浮世絵), waren alle Teil dieser aufblühenden Kultur. Die Literatur gedieh ebenfalls, beispielsweise in den Werken des Dramatikers Chikamatsu Monzaemon (1653-1724) oder in den Haikus des Essayisten und Reiseschriftstellers Matsuo Basho (1644-1694).

    Buddhismus und Shintō waren beide immer noch wichtig im Tokugawa-Japan. Sie gaben, kombiniert mit Neo-Konfuzianismus, Standards für das soziale Verhalten vor. Obwohl nicht mehr so mächtig wie in der Vergangenheit, war der Buddhismus mit den oberen Klassen vermählt. Von der Ächtung des Christentums profitierte er 1640, als das Bakufu jeden anwies, sich bei einem Tempel zu registrieren. Die strikte Trennung der Tokugawa-Gesellschaft in Lehnsgüter (Han), Dörfer, Stadtbezirke und Haushalte stärkte die Bindung zum örtlichen Shintō. Der Shintō sorgte für spirituelle Unterstützung der politischen Ordnung und war ein wichtiges Band zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Auch half er ein Nationalbewusstsein zu erhalten.

    Schließlich nahm der Shintō eine geistige Form an, die von neo-konfuzianistischem Rationalismus und Materialismus geprägt wurde. Die Kokugaku-Bewegung entstammt diesen beiden Glaubenssystemen. Kokugaku trug zum kaiserzentrierten Nationalismus des modernen Japan und des Wiederauferstehens des Shintō als Nationalglaubensbekenntnis im 18. und 19. Jahrhundert bei. Die Kojiki, Nihongi und Man'yoshu wurden auf der Suche nach dem japanischen Geist von neuem studiert. Einige Puristen in der Kokugaku-Bewegung kritisierten selbst die konfuzianistischen und buddhistischen Einflüsse wegen ihrer Kontaminierung der antiken japanischen Wege aufgrund ihrer eigentlich ausländischen Herkunft. Japan war das Land der Kami (Götter) und hatte deswegen ein besonderes Schicksal.

    Wissen über den Westen war in der frühen Edo-Zeit beschränkt auf eine kleine Denkschule namens Rangaku (蘭学, Hollandstudien). Sie war hauptsächlich in Nagasaki ansässig, wo sich der niederländische Außenposten auf der Insel Deshima befand.

     

    Ereignisse in der Edo-Zeit Ständesystem

    Der kaiserliche Hof wurde von der Machtausübung völlig ausgeschlossen und isoliert. Da die Tokugawa dieses Herrschaftssystem durch rigide Gesetze und Kontrollmechanismen stützten, konnte es fast 200 Jahre lang bestehen. Die Bevölkerung wurde in ein konfuzianisch inspiriertes Ständesystem eingeteilt, das vier Stände kannte: Krieger, Bauern, Handwerker und Kaufleute (shi-no-ko-sho). Ein Wechsel des Standes war nahezu unmöglich. An oberster Stelle standen die Samurai, nunmehr weniger Krieger- als Verwaltungselite des Landes. Aus Furcht vor Aufständen erlegten die Tokugawa dem Kriegeradel aber strenge Verhaltensregeln auf. Samurai lebten nicht mehr auf dem Land bei den ihnen unterstellten Bauern, sondern in den Burgstädten ihrer Herrn. Sie durften nur wenige Tätigkeiten ausführen und waren zum Broterwerb fast gänzlich auf die Erträge der Lehen angewiesen. Die Bauern waren zwar nominell der zweite Stand im Staat, doch war ihr Leben genau kontrolliert. Im Japan der Tokugawa war die Gesellschaft von ihrer kleinsten Einheit, der Familie (ie) über Gruppen von Familien bis zur Dorfebene genau erfasst. Jede dieser Einheiten hatte einen Verantwortlichen, der seinem Vorgesetzten gegenüber Rechenschaft abzulegen hatte. Verfehlungen eines Gemeinschaftsmitgliedes zogen oft die Bestrafung der Gruppe nach sich. Die Handwerker waren aufgrund ihrer Fähigkeiten unentbehrlich, doch um ihre Produkte an die Bevölkerung der entstehenden Städte zu verkaufen, brauchten sie die Kaufleute, den vierten und offiziell niedrigsten Stand der Gesellschaft.

     

    Isolation

    Weitere Elemente der Tokugawa-Herrschaft waren die Verfolgung des als revolutionär geltenden Christentums und die Abschließung nach Außen (sakoku). Während dieser Phase der Isolation waren das Kaiserreich China und die Niederlande Japans einzige Handelspartner. Die Niederländische Ostindien Kompanie unterhielt eine Handelsstation auf der künstlichen Insel Deshima. Westliche Ideen und Konzepte kamen so in Form der Rangaku (Hollandstudien) nach Japan.

     

    Gesellschaft und Kultur

    Alle Versuche des Shōgunats, eine statische Gesellschaftsordnung zu erhalten, scheiterten aber letzten Endes. Die Kaufleute (chōnin) standen zwar in der gedachten Gesellschaftsordnung an letzter Stelle, doch ihr realer Einfluss war erheblich. Im Verlauf der Edo-Zeit wuchsen Japans Städte, die Zentralisierung des Kriegeradels an diesen Orten schuf neue Absatzmärkte. Als Bindeglied zwischen den produzierenden Ständen der Bauern und Handwerker und den Konsumenten in den Städten fungierten die chōnin. Samurai gerieten in Abhängigkeit von Kaufleuten, oftmals waren sie hochverschuldet. Selbst die Daimyō waren oft gezwungen, Kredite aufzunehmen, um das teure Leben in Edo finanzieren zu können. Der Aufstieg des Kaufmannsstandes destabilisierte einerseits das Ständesystem, führte aber andererseits zu neuen Impulsen auf dem kulturellen Gebiet. Die japanische Kultur und das ästhetische Empfinden waren seit dem Ende der Heian-Zeit immer durch den Kriegerstand geprägt worden. Konservative Stile in Architektur und Literatur, das ästhetische Empfinden des Zen, das klassische Nō-Theater und verschiedene ritualisierte Handlungen (zum Beispiel die berühmte Teezeremonie) bestimmten das Bild. Den Kaufleuten war diese Welt verschlossen, und so entwickelten sie mit zunehmendem Wohlstand und zunehmender Bildung eine eigene Kultur. In Abgrenzung zur aristokratischen widmete sich diese der ukiyo, der vergänglichen Welt. Hervorzuheben sind die bekannten Malereien des Ukiyo-e sowie das Kabuki als neue Form des Theaters.

     

    Das Ende der Ära Tokugawa

     

    Samurai des Satsuma-Clans, ca. 1868-1869, Aufnahme von Felice Beato
    Samurai des Satsuma-Clans, ca. 1868-1869, Aufnahme von Felice Beato

    Die Entwicklung großer Städte, die Entstehung von Großhandel und Geldwirtschaft und die Auflösung der Ordnung der Stände läuteten das Ende der Tokugawa-Herrschaft ein, diese Endphase der Edo-Zeit wird auch als Bakumatsu-Zeit bezeichnet. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Bauernaufständen, viele Samurai waren hoch verschuldet, die aufstrebenden Händler gewannen dagegen weiter an Einfluss. Dem Shōgunat entglitt zunehmend die Kontrolle. Auch das Ausland übte massiv Druck aus, um eine Öffnung Japans zu erreichen, allen voran Russland, England und die USA. 1853 landeten amerikanische Panzerschiffe unter Commodore Matthew Perry in der Bucht von Edo, um beim Shogunat Konzessionen und die Öffnung von Vertragshäfen zu erreichen. Nach vier Jahren zähen Ringens gab Shōgun Tokugawa Iesada schließlich nach, und es kamen erstmals Handelsbeziehungen zwischen den USA und Japan im Vertrag von Kanagawa zustande. Das Nachgeben des Shōguns führte im weiteren Verlauf zu starken Widerständen verschiedener Samurai-Clans gegen die Shogunatsherrschaft und die ins Land gekommenen Europäer, die ihren Ausdruck in der Sonnō jōi-Bewegung fanden. („Verehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren.”) Der Shōgun war mit seinen Anhängern politisch und militärisch nicht mehr in der Lage, diese Bewegung zu unterdrücken. Dies führte mit Beginn des Jahres 1868 zur Meiji-Restauration, einer Revolution von oben, die den Tennō symbolisch wieder an die Spitze des Staates stellte.

    Moderne

    Meiji-Zeit

    Als Meiji-Zeit oder Meiji-Periode (jap. 明治時代 meiji jidai) wird in der japanischen Geschichte der Zeitraum der Regentschaft des Kaisers Mutsuhito definiert, der Kaiser Meiji genannt wird. Er umfasst die Jahre 1868 bis 1912. Beginnend mit der Meiji-Restauration wurde aus dem rückständigen Feudalstaat Japan eine moderne imperiale Großmacht. Die Entwicklung, die Japan in der Meiji-Zeit durchlief, ist daher grundlegend für die heutige Bedeutung des Landes in der Welt.

    Politische und militärische Entwicklung

    Das erste politische Großereignis, das in die Herrschaftszeit von Mutsuhito fällt, war die sogenannte Meiji-Restauration. Die Macht des japanischen Kaisers wurde durch die Rebellion der Daimyō der Han (Provinzen) Satsuma, Tosa und Chōshū wieder hergestellt und der letzte Tokugawa-Shōgun im Verlaufe des sich anschließenden Boshin-Krieges endgültig entmachtet. Als die neue Machtfülle des Kaiseramtes sichergestellt war, begann Mutsuhito mit weitergehenden Reformen, die er in seinen fünf Artikeln angekündigt hatte und die zu einem großen Teil auf Ideen basierten, die unter anderem von dem Gelehrten Yoshida Shōin entwickelt worden waren. Zunächst wurde von dem bisher verfolgten fremdenfeindlichen Kurs unter dem Motto Sonnō jōi stillschweigend abgegangen und dieses durch den Slogan „Ein reiches Land durch eine starke Armee” (jap. 富国強兵 Fukoku kyōhei) ersetzt. Damit wurde der Weg Japans zu einer militärischen Großmacht bereits in der Anfangsphase der Meiji-Zeit festgelegt.

    Um die neu entstandene kaiserliche Herrschaft dauerhaft zu sichern, wurden alle feudalistischen Elemente der Landesverwaltung abgeschafft. Die Daimyō mussten ihre Han an den Tennō zurückgeben und erhielten eine großzügige finanzielle Entschädigung dafür. Das Land wurde nun in Präfekturen aufgeteilt. Der Kaiser verlegte seine Residenz von Kyōto nach Edo, das bereits im Juli 1868 in Tokio umbenannt wurde. Die traditionelle japanische Ständeordnung wurde abgeschafft und durch eine neue, sehr europäisch geprägte, ersetzt. Der Adel wurde aber nicht abgeschafft, sondern erhielt Titel, die an die europäischen angelehnt waren. Aus den Samurai der ehemaligen Provinzen Satsuma und Chōshū, die die tragenden Kräfte der Meiji-Restauration waren, bildete sich die sogenannte Meiji-Oligarchie heraus, die den politischen Weg Japans während der Zeit bis 1912 entscheidend mitbestimmte.

     

    Diplomatische Missionen

    Um Japan die Möglichkeit zu geben, den politischen und wirtschaftlichen Anschluss an die europäischen Länder schnell herzustellen, begann man gezielt diplomatische Missionen zu entsenden. Die wichtigste dieser diplomatischen Reisen ist die nach ihrem Leiter Iwakura Tomomi benannte Mission, die von 1871 bis 1873 dauerte und zur Bildung von weitreichenden wirtschaftlichen Kontakten mit den europäischen Ländern und den USA führte. So hatte Japan 1873 seinen ersten Auftritt auf einer Weltausstellung in Wien. Die ersten Banknoten der neu eingeführten Währung Yen wurden in Frankfurt am Main gedruckt. Neben diesen offiziellen Missionen wurden sehr viele japanische Studenten an die europäischen Hochschulen geschickt, um sich dort fundiertes technisches Wissen anzueignen. Zu guter Letzt wurden bis 1899 über 3000 europäische Experten (o-yatoi gaikokujin) in das Land gebracht, die ihr technisches und militärisches Wissen weitergaben.

     

    Schulpflicht

    Eine weitere, sehr bedeutende Neuerung war die Einführung der allgemeinen Schulpflicht, die trotz starker Widerstände von seiten der ärmeren Landbevölkerung, die häufig nicht in der Lage war, das Schulgeld aufzubringen, sich bis 1910 durchsetzte.

     

    Reform des Militärwesens und beginnende Expansion Japans

    Die Reform des Militärwesens, die nach dem Machtantritt von Kaiser Mutsuhito in Angriff genommen wurde, war ein essentieller Schritt zur Umsetzung der Losung Fukoku kyōhei. Die Auseinandersetzungen der Satsuma-Han mit den Europäern in den Jahren 1863 bis 1865 hatten gezeigt, dass das japanische Militär in seiner traditionellen Form sehr unterlegen war. Auch hier wurde durch das Kopieren und Anpassen an westliche Errungenschaften ein unglaublich schneller Fortschritt erzielt. Um die japanischen Streitkräfte zu modernisieren, reiste der ehemalige Samurai und Oberkommandierende der neuen japanischen Armee Yamagata Aritomo 1869 nach Europa und ließ sich in westlicher Militärtaktik und -organisiation ausbilden. Nach seiner Rückkehr begann er sofort mit der Reform des japanischen Militärs. Diese gipfelte schließlich in der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht zum Beginn des Jahres 1873. Gegen diese Reform gab es erhebliche Widerstände. Auf der einen Seite waren vor allem die Samurai gegen diese Neuerung, da damit ihr gesellschaftlicher Stand funktionslos geworden war. Auf der anderen Seite waren auch die Bauern gegen die Wehrpflicht, da schlimme Gerüchte über das Schicksal der Eingezogenen die Runde machten. Die Samurai, die diese Veränderung nicht akzeptieren wollten, versammelten sich um Saigō Takamori und rebellierten. Dieser als Satsuma-Rebellion bekannte Aufstand wurde von den kaiserlichen Truppen der Führung von Ōkubo Toshimichi und Yamagata Aritomo niedergeschlagen. Die Niederlage der Samurai besiegelte das endgültige Verschwinden dieses Kriegerstandes aus der japanischen Gesellschaft.

    Die durch die Reformen gewonnene militärische Stärke wurde sehr schnell zur Erweiterung der japanischen Einflusssphären in Ostasien genutzt. Bereits am 25. Mai 1874 landeten japanische Truppen auf der chinesischen Insel Taiwan (Formosa). Im Februar 1876 zwang Japan Korea mit dem Kanghwado-Vertrag zur Öffnung der Häfen Incheon, Wŏnsan und Busan. Der militärische Aufstieg Japans gipfelte schließlich durch Siege im ersten chinesisch-japanischen Krieg (1895) und im russisch-japanischen Krieg (1905), die dazu führten, dass Japan die Insel Taiwan, die Ryūkyū-Inseln, das südliche Sachalin und Korea seinem Staatsgebiet einverleiben konnte. Gegen Ende der Meiji-Zeit war aus Japan eine imperialistische Großmacht geworden, die mit Amerika und den europäischen Kolonialmächten um Absatzmärkte und Einflusssphären konkurrierte. Die Japan 1855 aufgezwungenen "Ungleichen Verträge" bzw. die Exterritorialität der Vertragshäfen konnten 1894/1911 aufgehoben werden.

     

    Die Demokratiebewegung Japans

    Japan entwickelte sich während der siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts von einer absoluten Monarchie zu einer konstitutionellen Monarchie, deren Verfassung am 11. Februar 1889 verabschiedet wurde und die bis 1946 in Kraft war.

     

    Entstehung japanischer Volksparteien

    Ab 1874 wurde der Konflikt um Mitbestimmung des japanischen Volkes bei der Regierung des Landes zwischen der „Bewegung für Volksrechte und Freiheit” (jiyū minken undō) und den Anhängern eines Obrigkeitsstaates nach preußischem Muster ausgetragen, die hauptsächlich in der Meiji-Oligarchie zu finden waren. Die erste dieser politischen Strömungen wurde von dem aus Tosa stammenden Itagaki Taisuke angeführt, der 1873 wegen der Korea-Affaire von seinem Posten im Regierungsrat zurückgetreten war. Im Gegensatz zu Saigō Takamori bevorzugte er jedoch friedliche Mittel, um seine Interessen durchzusetzen. Itagaki verfasste mit anderen 1874 das Tosa-Manifest, das die uneingeschränkte Herrschaft der Meiji-Oligarchie kritisierte. Nachdem er 1875 seine Anhänger in der landesweiten Bewegung Aikoku Shoto (Gesellschaft der Patrioten) organisiert hatte, gründete er 1881 die japanische Partei Jiyuto (Liberale Partei), die sich für eine Regierungsform nach französischem Muster einsetzte. Es folgte die Entstehung der Partei Rikken Kaishintō (konstitutionelle progressive Partei), deren bedeutendster Politiker Ōkuma Shigenobu war und die eine konstitutionelle Monarchie nach dem Vorbild Großbritanniens forderte.

     

    Konservative Reaktion und Verabschiedung der Verfassung

    Die konservativen Meiji-Oligarchen, deren bedeutendste Vertreter der aus Chōshū stammende Itō Hirobumi sowie Yamagata Aritomo und Iwakura Tomomi waren, reagierten nach anfänglich völliger Ablehnung der demokratischen Bewegung damit, dass sie ihrerseits die Rikken Teiseito (Partei der Kaiserlichen Herrschaft) 1882 gründeten; Yamagata Aritomo war jedoch Zeit seines Lebens kein Parteimitglied. Die Meiji-Oligarchie wurde vom Kaiser Mutsuhito unterstützt. Obwohl erst der Druck der Bevölkerung und der daraus hervorgegangenen demokratischen Parteien den Kaiser gezwungen hatte, eine Verfassung ausarbeiten zu lassen, bestimmten die konservativen Meiji-Oligarchen zum großen Teil deren Gestaltung. Dies wurde auch durch die zunehmende Zerstrittenheit der japanischen Demokratiebewegung gefördert. Es entstand eine Verfassung, die sich sehr am Vorbild des preußischen Obrigkeitsstaates orientierte und dem Kaiser eine große Machtfülle zusicherte. Zugeständnisse an die Demokraten waren die Schaffung des japanischen Parlaments (Diät), das sich analog zum britischen Parlament aus Oberhaus und Unterhaus zusammensetzte. Da das Oberhaus sich jedoch hauptsächlich aus den Adligen der Meiji-Oligarchie zusammensetzte und der Kaiser in der Lage war, jeden Entschluss des Parlaments durch sein Veto zu stoppen, war der Einfluß der Demokraten auf die Regierung immer noch gering. Die Meiji-Oligarchen konnten ihren Status durch den Titel genrō zusätzlich festigen. Dennoch ist die demokratische Bewegung ein Meilenstein in der Geschichte Japans, da das Bürgertum sich zum ersten Mal um die Entwicklung des Landes kümmerte.

     

    weitere politische Entwicklung bis zum Ende der Meiji-Periode

    In den Jahren nach der Verabschiedung der Verfassung übte die Meiji-Oligarchie auch weiterhin die Macht in Japan aus. Dies wird schon daraus ersichtlich, wenn man betrachtet, welche Personen bis zum Ende der Meiji-Zeit das Amt des japanischen Ministerpräsidenten innehatten: Itō Hirobumi brachte es selbst auf vier Amtszeiten. Trotzdem wurden politische Probleme während dieser Zeit durch die Suche nach Kompromissen gelöst und die demokratischen Bewegungen gewannen an Stärke. Auch die Meiji-Oligarchen begannen in zunehmendem Maße politische Parteien als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen anzusehen.


     

    Konvertierung von Meiji-Jahren in Jahre des gregorianischen Kalenders

    In der japanischen Geschichtsschreibung ist es üblich, die Zeitangaben relativ zu den Herrschaftsjahren des zu dieser Zeit regierenden Kaisers zu machen. Die folgende Tabelle stellt eine Hilfe bei der Konvertierung von Meiji-Jahren in die üblichen gregorianischen Kalenderjahre dar.

    Meiji-Jahr 1 2 3 8 13 18 23 28 33 38 43 45
    Gregorianischer Kalender 1868 1869 1870 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1912

     

    Literatur Das imperialistische Japan

    Am 17. November 1905 wurde Korea ein Protektorat von Japan, und 1910 offiziell annektiert . Auch die Mandschurei gelangt unter japanischen Einfluss, der sich aber bis zur Mandschurei-Krise auf die wirtschaftliche Ausbeutung der Mandschurei beschränkte und auch dem Bau der südmandschurischen Eisenbahn diente.

    Japanische Mutter mit Zwillingen, 1917
    Japanische Mutter mit Zwillingen, 1917

    Im Ersten Weltkrieg kämpfte Japan auf Seiten der Alliierten und profitierte wirtschaftlich. Mit dem Versailler Vertrag übernahm es die deutschen Kolonien in China, was zu massiven Protesten in China führte, der Bewegung des fünften Mai. In den 20er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Japan stark von der Weltwirtschaftskrise gebeutelt. Die Wirtschaft wurde umstrukturiert und eine erstarkte Schwerindustrie und einflussreiche Finanzgruppen (zaibatsu) traten in den 30er Jahren hervor. Diese Gruppen hatten starkes Interesse an Aufrüstung und weiterer Expansion.

    Gestärkt von diesen Erfolgen versuchte Japan 1918 in Sibirien Fuß zu fassen. An die Oktoberrevolution schlossen sich internationale Interventionen auf Seite des "weißen", antikommunistischen Widerstandes an. So landeten bei Wladiwostok 70.00 Japaner und 9.000 US-Truppen, Japan hielt Wladiwostok, Teile der Pazifikküste und Gebiete entlang der transsibirischen Eisenbahn in der fernöstlichen Republik besetzt. 1920 wurden die mit den Truppen des weißrussischen Generals Semjonow allein verbliebenen japanischen Intervenienten auf Wladiwostok und den Küstenstreifen zurückgedrängt, Wladiwostok erst am 25.Oktober 1922 zurückerobert. Dieses Scheitern führte in Japan zu Aufständen, die einen Regierungswechsel ins bürgerliche Lager verursachten.

    Von 1912 bis 1926 regierte mit dem Taishō-Tennō Yoshihito ein psychisch kranker Mann, wodurch sich die Macht vom Tennō und seinen Vertrauten, den genrō, auf das Parlament und die neu gegründeten Parteien verschob.

    1926 begann mit Hirohitos Inthronisierung die Shōwa-Zeit. Er regierte ein Land, in dem seit dem Ende des Ersten Weltkrieges nationalistische Kräfte zunehmend an Einfluss gewannen. Japan war in diversen internationalen Verhandlungen, insbesondere beim Vertrag von Portsmouth, nicht gleichberechtigt behandelt worden. Obschon sein Anspruch in Korea (trotz Protesten) anerkannt wurde, fanden die Expansionspläne in China keine Unterstützung im Westen. Weltwirtschaftskrise, Naturkatastrophen wie die Zerstörung Tōkyōs durch ein Erdbeben 1923 und soziale Probleme führten zu einer politischen Radikalisierung des Landes. Mehrere Putschversuche und eine massive Sozialistenverfolgung führten schlussendlich zur Machtergreifung einer ultranationalen Gruppierung aus Militärs.

    General Tōjō Hideki
    General Tōjō Hideki
    HIJMS Kaga, Japans erster großer Flugzeugträger
    HIJMS Kaga, Japans erster großer Flugzeugträger

    Der Tennō und seine göttliche Abstammung wurden ins Zentrum der politischen Ideologie gerückt, andere als die ultranationale Meinung wurden verfolgt. Im Jahr 1940 war der Mehrparteienstaat tot, eine Zentralorganisation namens Taisei Yokusankai übernahm alle Funktionen. Schon vor dieser endgültigen Machtergreifung hatten die Militärs bereits ohne Einflussnahme der Politik in China operiert – so in der Mandschurei (siehe: Mandschuko).

    1933 trat Japan aus dem Völkerbund aus. 1937 wurde der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke zur Initialzündung des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges. Es kam mit dem Massaker von Nanking zu einem drastischen Kriegsverbrechen. Mit den Achsenmächten Deutschland unter Hitler und Italien unter Mussolini verband Japan sein aggressives Expansionsstreben. Eingebettet in die Achse Berlin-Rom-Tokio und einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion (1941) begann das Militär unter dem Motto Asien den Asiaten einen Eroberungsfeldzug in Ostasien, der innerhalb weniger Monate die Kolonialreiche der Niederländer, Engländer und Amerikaner zusammenbrechen ließ. Japan ersetzte diese mit der so genannten „Großostasiatischen Wohlstandssphäre“.

     

    Japan im Zweiten Weltkrieg

    Der Angriff auf Pearl Harbor Ende 1941 bedeutete den formellen Eintritt in den Zweiten Weltkrieg. Japan errang bei der Besetzung Chinas Erfolge und konnte sein Einflussgebiet in ganz Südostasien ausdehnen, so dass sogar Australien bedroht war. Auf dem Weg zu diesen militärischen Erfolgen geschahen in den besetzten Gebieten Greueltaten, es kam zum Einsatz biologischer und chemischer Kampfstoffe und zu Menschenversuchen an Kriegsgefangenen.

    Japan beherrschte die Philippinen, Neuguinea und Birma, sowie zahllose Inselgruppen, mit Indonesien war ein erdölreiches Land Kolonie des Kaiserreichs geworden. Erst im Juni 1942 mit der Schlacht um Midway wendete sich das Blatt im Pazifikkrieg. Die japanische Marine verlor vier Flugzeugträger. Im August 1942 verloren die Japaner bei Guadalcanal eine weitere wichtige Schlacht.

    Die kaiserliche Armee war weit verteilt über das Riesenreich, ihr Nachschub anfällig für Angriffe durch Unterseeboote. Bis 1944 konnte sich die kaiserliche Armee dennoch gut halten. Aber mit zunehmendem Eintreffen von Truppen vom europäischen Kriegsschauplatz und aus den Vereinigten Staaten kam die alliierte Gegenoffensive ins Rollen. Südostasien wurde schrittweise befreit und in einer Reihe amphibischer Operationen, die als „Inselhüpfen“ bekannt geworden sind, bewegten sich die US-Streitkräfte auf die japanischen Hauptinseln zu.

    Trotz erbittertem Widerstand fielen 1945 in den Schlachten um Iwojima und um Okinawa die wichtigsten Verteidigungsstellungen der japanischen Streitkräfte. Trotz dieser aussichtslosen militärischen Lage und permanenter Bombardierungen waren die japanischen Militärs nicht bereit die bedingungslose Kapitulation zu erklären. Wenig später erfolgten die umstrittenen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (6. und 9. August 1945), die Sowjetunion erklärte Japan am 8. August 1945 den Krieg. Diese Ereignisse erzwangen die bedingungslose Kapitulation Japans, die Kaiser Hirohito am 15. August in einer Rundfunkrede verkündete.

    Alliierte Besetzung Japans

    Die Besetzung Japans durch alliierte Streitkräfte (Operation Blacklist) begann nach dem Ende des Pazifikkrieges am 2. September 1945.

    Die USA als ehemaliger Hauptgegner stellten den Großteil der Besatzer, dazu kamen britische Soldaten in deutlich geringerer Anzahl.

    Vorbereitungen

    Am 8. August 1945 stellte die militärische Führung der USA die Pläne zur Durchführung der Operation Blacklist fertig. Darin wurde genau festgelegt, wie und mit welchen Truppenteilen Japan unmittelbar bei Kapitulation und Korea nach der Kapitulation zu besetzen seien. In der Folge wurde auch ein Plan zur administrativen Steuerung des besetzten Japan ausgearbeitet.

    Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Harry S. Truman, der britische Premierminister Clement Attlee und der sowjetische Diktator Josef Stalin einigten sich darauf, wie die Besetzung des japanischen Imperiums durchgeführt werden sollte: Die Sowjetunion würde Nordkorea und die Insel Sachalin verwalten, während die Vereinigten Staaten und Großbritannien für Japan, Südkorea und Japans verbleibenden Besitz im Pazifik verantwortlich sein würden.

     

    Die Kapitulation

    Die Kapitulation Japans fand am 14. August 1945 statt, als Kaiser Hirohito die Potsdamer Erklärung anerkannte. Am darauf folgenden Tag gab der Kaiser die Entscheidung in einer Radioansprache bekannt (dies war das erste Mal in der japanischen Geschichte, dass das normale japanische Volk die Stimme seines Oberhauptes hörte). Dies markierte das Ende des Zweiten Weltkriegs, das Datum wurde als so genannter V-J-Day bekannt (Victory-over-Japan-Day, Tag des Sieges über Japan).

    Noch am V-J-Day, also am 15. August 1945, ernannte US-Präsident Truman General Douglas MacArthur zum „SCAP“ (Supreme Commander of the Allied Powers, Oberster Befehlshaber der Alliierten Streitkräfte). Er sollte die Aufsicht über die Besetzung führen. Am 19. August reisten Vertreter Japans nach Manila, um General MacArthur zu treffen und über seine Pläne für die Besetzung unterrichtet zu werden.

     

    Besetzungszeit

    Am 28. August trafen in Atsugi in der Präfektur Kanagawa 150 US-Soldaten ein und waren damit die ersten Alliierten, die auf japanischen Boden landeten. Zwei Tage später wurde die 11. US-Luftlandedivision in einer Luftlandeaktion auf die Hauptinsel Honshū geflogen, um dort als erste komplette amerikanische Einheit den Atsugi-Flughafen bei Tokio und den Hafen von Yokohama zu besetzen. Bald darauf kamen weitere Soldaten hinzu, so dass Ende 1945 mehr als 350.000 US-Soldaten in ganz Japan stationiert waren. Die offizielle Besatzungstruppe des Britischen Commonwealth bestand aus australischen, britischen, indischen und neuseeländischen Soldaten.

    General MacArthur traf am 30. August in Tokio ein und erließ mehrere Gesetze: Kein Alliierter sollte sich mit Japanern verbrüdern, kein Alliierter sollte sich an Japanern tätlich vergreifen, und kein Alliierter sollte die knappe japanische Nahrung essen.

    General MacArthur und Kaiser Hirohito
    General MacArthur und Kaiser Hirohito

    Am 2. September kapitulierte Japan formal, und die Besetzung trat offiziell in Kraft. Oberste Priorität war es, ein Netzwerk für die Nahrungsverteilung aufzubauen, da aufgrund des Kollapses der japanischen Regierung und wegen der Zerstörung wichtiger Städte durch Bombenangriffe ein Großteil der Bevölkerung hungerte.

    Nachdem ein derartiges Netzwerk aufgebaut worden war, das mehr als eine Million US-Dollar pro Tag kostete, wollte General MacArthur die Unterstützung von Kaiser Hirohito gewinnen. Zum ersten Mal trafen sich die beiden am 28. September 1945. Das Foto, auf dem sie zusammen zu sehen sind, ist eines der berühmtesten der japanischen Geschichte. Viele Japaner registrierten jedoch schockiert, dass der General seine Standard- und nicht seine Ausgehuniform trug, als er den Kaiser traf.

    Mit Billigung des Kaisers hatte General MacArthur nun die Möglichkeit, sich den eigentlichen Aufgaben der Besatzung zuzuwenden. Während andere politische und militärische Spitzenkräfte der Alliierten argumentierten, dass der Kaiser als Kriegsverbrecher angeklagt werden sollte, wies MacArthur dieses Ansinnen zurück. Er argumentierte, dass eine derartige Aktion sehr schlecht von der japanischen Bevölkerung aufgenommen würde.

     

    Ende der Besetzung

    Das Ende der alliierten Besetzung Japans wurde im Friedensvertrag von San Francisco festgelegt, der am 8. September 1951 unterzeichnet wurde. Mit seinem Inkrafttreten am 28. April 1952 war Japan wieder ein unabhängiges Land.

    Japan von den 50ern bis Heute

    Im Jahr 1956 nahmen auch die Sowjetunion und die VR China (siehe: Japanisch-Chinesische Beziehungen) wieder diplomatische Beziehungen auf, und ein rehabilitiertes Japan wurde Teil der Vereinten Nationen. 1955 etablierte sich ein stabiles System zweier Parteien, der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und der Sozialistischen Partei. Das politische Gefüge ähnelte somit dem zahlreicher westlicher Demokratien. Mit Inkrafttreten des Grundlagenvertrags zwischen der Republik Korea und Japan am 18. Dezember 1965 kam es zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu Südkorea.

    Das Land blieb nunmehr außenpolitisch zurückhaltend, aber sein wirtschaftlicher Aufstieg war unaufhaltsam. Automobil- und Schiffbau, später Elektronik wurden die Branchen, deren Exporte das japanische Wirtschaftswachstum der Jahre 1960 bis 1970 entscheidend befeuerten. Japan wurde in die Gruppe der G8-Staaten aufgenommen. 1985 wurde der bis dato vom Devisenmarkt getrennte Yen freigegeben, es kam zu einer Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar. Diese Entwicklung dämpfte die japanische Wirtschaftsentwicklung, da die USA hauptsächlicher Absatzmarkt japanischer Exporte waren und sind.

    1989 starb Kaiser Hirohito. Sein Sohn Akihito wurde 1990 Kaiser und damit begann die Heisei-Zeit, die von Beginn an überschattet wurde vom Platzen der Bubble Economy. Japan kam im folgenden Jahrzehnt nicht zur Ruhe. Die Wirtschaft geriet in eine tiefe Krise, mehrere Regierungen und Ministerpräsidenten scheiterten. In den Jahren 2000/2001 gab es erstmals eine Stabilisierung der Situation. Die 2001 gewählte Regierung um Premierminister Koizumi Junichiro war bis September 2006 an der Macht. Nachfolger Koizumis ist sein ehemaliger politischer Zögling Shinzo Abe. Japan ist nach der inneren Stabilisierung, beginnend mit der UNTAC-Mission von 1992, nun auch weltweit im Rahmen von friedenserhaltenden Maßnahmen der Vereinten Nationen aktiv.

     

    Literatur